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Die häufigsten Fragen zum Hochwasser - hier Antworten (wird bei Bedarf weiter fortgesetzt) |
Die ständig zunehmende Versiegelung
der Böden wird weitere Rekordhochwasser nach sich ziehen. Und die 11,28
Meter am Pegel Trier werden irgendwann deutlich übertroffen werden. 12
Meter und darüber sind durchaus möglich.
Mai 2015 - Rekordflut der Donau jährt sich bald zum zweiten Mal: War dies das Ende der Fahnenstange?
Am 3. Juni 2015 jährt sich die bisher schlimmste Hochwasserkatastrophe an der Donau. Besonders die mittlere und untere Donau (Strecke Regensburg bis Passau) wurde von einer Flutwelle erfasst, wie sie niemand auch nur erahnen konnte. In meinen Vorträgen und Interviews seit Anfang 2000 (bisdato stand ein Pegelrekordwert von 10,81 m am Pegel Passau zu Buche) habe ich immer schon davon gesprochen, dass die Natur für noch größere Hochwasser möglich ist. Dabei bin ich schon recht kühn gewesen und habe Wasserstände von 11,50 bis 12 Meter am Pegel Passau in Betracht gezogen. Das es dann am 3. Juni 2014 zu einer Rekordflut bis auf einen Pegelstand von 12,89 Meter in Passau kommen würde, hätte selbst ich in meinen kühnsten Vorstellungen nicht für möglich gehalten. Nun stellt sich natürlich die Frage - war es dann endlich oder sind auf 13 Meter oder 13,50 in Passau möglich. Nach all den Jahren die ich als Meteorologe in der Unwetterzentrale gearbeitet hatte, ist mir klar geworden, dass auch Wasserstände von über 13 Meter in Passau nicht mehr ausgeschlossen werden können. Gründe dafür habe ich hinreichend auf dieser Seite gegeben. U.a. der weitere Raubbau an der Natur, die Versiegelung und weitere Erschließung des Alpenraumes werden in Zukunft für noch gravierendere Überschwemmungen führen. Und wie nochmals zu betonen ist: bei 300 bis 500 Litern Regen auf den Quadratmeter binnen einer Woche helfen keine Regenrückhaltebecken und keine noch so große Polder. Und solche Regenmengen oder gar noch höhere Regenmengen, werden wieder auftreten - die Frage ist nur wann. Denn Platz für Polder ist im Alpenraum eben so gut wie kaum mehr vorhanden.
09.06.2013 - Wohin mit dem Wasser - wieso werden nicht mehr Polder bzw. Ausbreitungsflächen für das Hochwasser geschaffen?
Bei jeder Hochwasserkatastrophe werden Rufe und Forderungen laut, es müsse mehr Fläche für die Flüsse zur Verfügung gestellt werden. Ich kann nur sagen; Bei solchen extremen Wetterlagen helfen keine noch so hohen Deiche und auch nicht mehr Polder oder Regenrückhalteflächen. Ich kann dazu nur ein paar Rechenbeispiele liefern, mit denen dies eigentlich jedem klar werden sollte.
Die Flut im Mai/Juni 2013 haben ungeheure Regenmengen ausgelöst. Im Flächenmittel waren dies in Ober- und Niederbayern um 180 Liter pro Quadratmeter. Rechnet man dies nun auf das Einzugsgebiet der Bäche und Flüsse für den Raum, Deggendorf und Passau hoch, so kommt man auf schätzungsweise 27.000 km². 27.000 km² sind rund 27.000.000 m². 27 Millionen mal 180 Liter = 4,86 Milliarden Liter Wasser. (Nur auf dieses Gebiet berechnet). Das Einzugsgebiet der Donau wurde ja noch nicht mal flächendeckend mit solchen Mengen überregnet und betrachte man sich das gesamte Einzugsgebiet der Donau, so kommt man auf 817.000 km². Also Unmengen an Liter Regenwasser in so einem Flusseinzugsgebiet. Da helfen keine Polder und Ausbreitungsflächen.
Noch ein Beispiel: die Elbe bei Dresden hatte eine Durchflussmenge von rund 4350 m³/s. Das sind pro Stunde 15,56 Millionen Kubikmeter und 375.840.000 Kubikmeter Wasser an einem Tag. Wohin also mit soviel Wasser? Es gibt nicht so viele Freiflächen und Polder die soviel Wasser aufnehmen können. Bei solchen Wassermassen helfen Polder nicht.
Aktuelles Beispiel: Bei Barby ist ein Deich gebrochen: Der Wasserstand der Elbe ist dadurch in nur 3 Stunden um 11cm gesunken. 11 cm weniger Wasser nur weil ein Deich gebrochen war und sie das Wasser ausbreiten konnte. 11cm können in einem Einzelfall vielleicht eine Wohnung, einen Keller vor dem Überfluten bewahren, aber eine Flutkatastrophe kann nicht abgewendet werden.
06.06.2013 - Politiker vor Ort - immer dieselben Floskeln live sagte der Ministerpräsident
Horst Seehofer gerade: "wir müssen uns dem Klimawandel anpassen"... 05.06.2013 Hochwasserschutz: "Wurde genug getan in Sachen Hochwasserschutz?" Die neuerliche Hochwasserkatastrophe in Baden-Württemberg, Bayern, Sachsen bzw. entlang der Elbe zeigt, dass uns die Natur Grenzen aufweist. Mehr als 300 bis 400 Liter Regen sind in 95 Stunden im Einzugsgebiet der Donau niedergegangen, auch in Sachsen wurden 100 bis 200 Liter Regen gemessen. Die Folge waren erneut Wasserstandsrekorde an zahlreichen Wasserstandsmessstellen. Dazu muss gesagt werden: Bei solchen Regenmengen kann weder der beste Hochwasserschutz helfen, noch Polder, Überflutungsflächen und Regenrückhaltebecken. Irgendwo haben Hochwasserschutzmauern und Deiche auch ihre Grenze. Die Natur hingegen kennt keine Grenzen. Sie zeigt uns immer wieder, was möglich ist. So muss ich an dieser Stelle sagen: Die Versuche der Städte, Gemeinden und Kommunen den "verbesserten" Hochwasserschutz zu gewährleisten werden niemals erreicht werden. Bei solchen Regenmassen wie eingangs geschildert, werden solch' gigantischen Wassermassen freigesetzt, dass der Mensch da niemals gegen ankommen wird können.
Es hat vieles zu tun auch mit unserer modernen Gesellschaft. Wie bereits hier in der FAQ behandelt wurde, werden immer mehr Landflächen versiegelt durch Verbauung. Alleine die Alpen werden immer weiter touristisch erschlossen, Flächen zubetoniert, neue Wirtschaftsstandorte bzw. Industrieanlagen werden geschaffen. Folglich werden die Hochwasser immer schneller auflaufen (das hat die Flut bei Passau gezeigt) und höher auflaufen. In Passau wurden die Wasserstände aus 2002 um rund 2 Meter übertroffen und das höchste bisherige Hochwasser aus den 1950ger Jahren um satte 70 cm. Dies zeigt die Entwicklung mit der wir es in den nächsten Jahren zu leben haben.
Hochwassersicher ist man selbst mit allen Schutzmaßnahmen nicht in der Nähe von Bächen und Flüssen. Es helfen nur höher gelegene Wohn- Siedlungsgebiete. Weg vom Fluss bauen. Es helfen keine Renaturierungsmaßnahmen und keine Polderflächen dieser Welt bei solchen Regenereignissen bzw. Wetterlagen. Die Situation in Passau hat gezeigt: neue Rekordwasserstände sind jederzeit möglich. Die Wetterlage meinte es in Dresden eigentlich sogar noch gut. Das meiste Wasser kam aus dem Einzugsbereich der Moldau. Im Gegensatz zu 2002, da wurden auch andere Regionen in Tschechien viel stärker überregnet als jetzt bei diesem Ereignis. Die 9,40 Meter in Dresden im Jahre 2002 waren nur der Wink mit dem Zaunpfahl! Es kann durchaus noch weitaus schlimmere Hochwasser geben. Wasserstände von 11 Metern wären auch an der Elbe bei Dresden denkbar und auch in Passau werden 12,89 Meter noch nicht das Ende der Fahnenstange sein. Bei entsprechenden Wetterlagen wären auch 13,50 Meter oder noch höhere Werte denkbar. Das hat uns die momentane Lage eindrucksvoll gezeigt. Es muss auch mehr in die Wettervorhersagen und Warndienste investiert werden. Die enormen Regenmengen waren absehbar, folglich hätte man in Passau viel früher reagieren können. Die Experten rund um Jörg Kachelmann haben als erster Warndienst vor Regenmengen um 200 Liter pro Quadratmeter gewarnt, im weiteren Verlauf wurden auch 300 bis 400 Liter Gesamtregenmengen angekündigt. Wären diese Prognosen bei der Berechnung für den Raum Regensburg und Passau eingegangen, hätte man entsprechende Wasserstände besser berechnen können.
Auch an anderen Bächen und Flüssen Deutschlands muss bei entsprechender Wetterlage in den nächsten Jahren mit weitaus höheren Wasserständen gerechnet werden. So sind am Moselpegel Trier 12,50 Meter (bisherige Rekord 11,28 m) genauso möglich, wie in Köln am Rhein 12,00 Meter. Es müssen nur entsprechende Wetterlage für große Hochwasserwellen an den Nebenflüssen sorgen und wenn dann die Hochwasserwellen aus Oberrhein, Mosel, Neckar und Main genau zeitgleich eintreffen in Nordrhein-Westfalen, dann sind Rekorde möglich, die man bisher für unmöglich hielt. Eine Randnotiz: wie kann es zum Beispiel sein, dass der Pegel Passau bei einem Wasserstand ausfällt, der nur wenig höher wurde, als in den 1950ger Jahren? Wieso hat man diesbezüglich nichts gelernt? Gerade bei Rekordwasserständen müssen die Pegelanlagen so gebaut werden, dass sie kontinuierlich weiter messen. So muss der Pegel Passau bis zu einem Wasserstand von 14,00 Metern messen können, am Pegel Trier bis 13,00 Metern. Hier besteht an nahezu allen Pegelmessanlagen enormen Nachholbedarf. Außerdem müssen die Hochwasserportale für den enormen Ansturm an Abfragen weiter aufgerüstet werden. Zahlreiche Informationsportale waren schwer oder zeitweise gar nicht erreichbar, Automatische Pegelansager waren dauerbesetzt oder eben wegen Hochwasser ausgefallen. Das ist unglaublich schlimm.
200, 300 Liter in 24 Stunden, 1000, 2000 Liter im Monat in Deutschland. Wo ist die Grenze? So gesehen gibt es keine Grenze bei Wetterextremen. Die höchste bisher in Deutschland gemessene Niederschlagsmenge für 24 Stunden liegt bei 312 Litern pro Quadratmeter, für den Zeitraum eines Monates stehen bis zu 777 Liter zu Buche, für das Jahr sind bis zu 3503 Liter pro Quadratmeter bekannt. Die Niederschlagsmengen, welche zur Elbekatastrophe im Jahr 2002 führten betrugen: 312 Liter in 24 Stunden, 429 Liter binnen 72 Stunden. Im August 2005 wurden an den Alpen 216 Liter in 24 und 254 Liter pro Quadratmeter binnen 48 Stunden erreicht. Je nach Wetterlage sind diese Werte sicherlich noch nicht das Ende des Möglichen.
Der Regen-Rekord der Erde liegt in Cherrapunjee (Indien). Hier ist allerdings zu beachten, dass bei uns in Deutschland ganz andere Gegebenheiten herrschen als in Indien. Diese Mengen sind hier nicht zu erreichen. In dem auf etwa 1330 Metern liegenden Ort Cherrapunjee sorgt der Monsun für solch hohen Regenintensitäten. Alljährlich zwischen Mai und September liegt hier die regenreichste Zeit. Vom Golf von Bengalen strömen dann sehr feuchte und warme Luftmassen über Bangladesch nach Norden und prallen gegen eine Bergkette. Dort stauen sich die Regenwolken, werden angehoben und regnen sich in heftigen Monsunregen und Gewittern aus. So kommt es, das das meteorologische Observatorium dort die höchsten, jemals auf der Erde gemessenen Regenintensitäten und Mengen registrieren konnte. Hier nun die Hitliste von dort: 1563 Liter pro Quadratmeter innerhalb von 24 Stunden 3145 Liter pro Quadratmeter im Monatsmittel (Zeitraum 34 Jahre) werden im Juli zum Monsunhöhepunkt erreicht, im Juli 1974 fielen bis zu 8204 Liter pro Quadratmeter. 12063 Liter pro Quadratmeter fallen im Jahresdurchschnitt (Zeitraum 34 Jahre). 24555 Liter pro Quadratmeter sind im Jahre 1974 gemessen worden. Quelle: Cherrapunjee.com
Das Elbe-Hochwasser im März/April 2006. Was ist das Besondere an diesem Hochwasser? In den Wintermonaten hatte sich in der Zeit von November 2005 bis in den März 2006 hinein, außergewöhnlich viel Schnee in den Einzugsgebieten der Elbe angesammelt. Dann ist es Ende März zu einem massiven, schnellen Tauwetter mit ergiebigen Regenfällen gekommen und große Mengen an Schmelzwasser sind in die Flüsse und die Elbe abgeflossen. Beachtlich ist hierbei die enorme Wassermenge des vorhandenen Schnees. So weit frisch gefallener Pulverschnee in der Regel nicht soviel Wassermenge auf, wie gesättigter und durchnässter Schnee. In den letzten Monaten hat es immer wieder Nassschnee und kurze Tauwetterphasen gegeben, in denen es gebietsweise auch in den Schnee hinein geregnet hatte. Diese Regen wurde in den Schneemassen gespeichert und so wurde die Schneedecke immer mehr mit potentiellem Wasser gesättigt. In Zahlen ausgedrückt:
Frischer Pulverschnee ist trocken. Geht man von 100 Zentimetern Schnee aus, enthält dieser auch rund 80 bis 100 Liter Wasser pro Quadratmeter. In Winter/Frühjahr 2005/2006 war der Schnee aber stark gesättigt, so das davon ausgegangen werden kann, dass die zwei- bis dreifache Menge an Wasser in den Schneemassen gespeichert gewesen sind. So dürften in 100 cm Schnee 200 bis 300 Liter Wasser pro Quadratmeter gespeichert sein. Eine beachtliche Menge. Da das Einzugsgebiet der tschechischen Elbe rund 50000 Quadratkilometer umfasst und mehrere Gebirge die Elbe und die Moldau speisen, ist sehr viel Schmelzwasser in die Elbe eingeflossen. Zum Glück sind große Regenmengen ausgeblieben und so ist man mit rund 7,40 Metern am Pegel Dresden mit einem blauen Auge davon gekommen.
Problematisch bei der Abschätzung der Hochwasserentwicklung war die Berechnung des Schmelzwassers. Während man Regenmengen stündlich messen kann und so einen schnelleren Überblick auf das Hochwasserpotential bekommt, ist es bei abtauendem Schnee kaum vorherzusagen, wie viel Wasser beim Abtauprozess freigesetzt wird. Hochwasservorhersagen bei Tauwetter und Regen sind somit die schwierigsten die es in der Hydrologie gibt. Das menschliche Ermessen lässt da einfach keine zeitigere und weitsichtigere Hochwasserprognose zu - hier sind von der Natur her feste Grenzen gesetzt.
Negativ zu bemerken sind: Es benötigt dringend mehr Wetterstationen in Tschechien, um Hochwasservorhersagen noch verbessern zu können. Es sollten EU-Fördermittel eingesetzt werden, um mehr Wetterstationen in Deutschland und Europa aufstellen zu können. Denn nur wer viele Wetter-Messungen hat, kann Wetterextreme und Unwetterereignisse wie Hochwasser und Orkane besser vorhersagen. Schätzungsweise 10 000 Wetterstationen zusätzlich in Mitteleuropa würden die Extremwettervorhersage in Deutschland vehement verbessern helfen und Unwettervorhersagen- und Vermessungen würden sich noch deutlich verbessern. Anstelle neuer sündhaftteurer Wettersatelliten, sollte unbedingt darauf Wert gelegt werden, mehr Wetterstationen aufzustellen, mehr Wetterbojen im Atlantik zu stationieren. Zudem ist die Erreichbarkeit einiger Pegel mangelhaft, denn bei Hochwasser ist an den Anrufbeantwortern kaum ein Durchkommen wegen Überlastung der Netze. Auch die Bereitstellung der Online-Daten könnte optimiert werden. Hier sind die Darbietungen des Tschechischen Hochwasserdienstes derzeit unschlagbar und lassen nichts zu wünschen übrig.
- Neues Rekordhochwasser nach 2002 an der unteren Elbe. Wieso, warum, weshalb? In Hitzacker zum Beispiel erreichte der Wasserstand am 8.April 2006 sogar noch um 10 bis 15 Zentimeter über den Rekordwert vom August 2002, während im Bereich der oberen Elbe - Dresden erreichte am 4.April 2006 7,49 Meter, also ein 2 Meter niedriger Wasserstand erreicht wurde.
Nach unseren Annahmen haben einige Faktoren zu dieser höheren Flut geführt: Zum Einen: Viele Deiche sind 2002 gebrochen und die Wassermassen konnten sich mehr ausbreiten. Bei dieser neuerlichen Flut blieben die meisten Fluten im Strombett und erzeugten somit einen höheren Wasserstand. Je mehr man ein Fließgewässer eindeicht, bzw. mit Hochwasserschutzwänden eingeengt, desto weniger kann sich das Gewässer ausbreiten - folglich muss es an Stellen die nicht ausreichend mit Dämmen und Schutzmauern eingefasst sind, in die Höhe wachsen. Zum Anderen: Die Jahreszeit. Direkt im Anschluss an die heftigen Starkregen die das Augustwasser ausgelöst hatten, stellte sich eine sehr trockene und warme Witterungsperiode ein. Es konnte viel Wasser verdunsten oder auch durch die Vegetation in die Atmosphäre zurückgegeben werden. Vermutlich konnte in Teilen Sachsen-Anhalts und Niedersachsens auch noch einiges von den Hochwasserfluten im Boden versickern. Es war ja schließlich Hochsommer. Weitere mögliche zusätzliche Auswirkungen: Die Vegetation im August bremste durch Laub und Buschwerk den Abfluss und so erreichten die Fluten die untere Elbe langsamer, zudem war durch das Starkregenereignis an der oberen Elbe ein "spitzer Scheitel" entstanden. (Sehen Sie links in der Übersichtsleiste unsere Erklärungen "Hydrologie/Pegelwesen"). Dieses Tauwetterhochwasser im März / April hat also viel länger auf sehr hohen Niveau von der oberen Elbe Stromabwärts mit großen Wassermassen gedrückt. Außerdem könnten zusätzliche Wassermassen aus Thüringer Wald (via Saale) und aus dem Harz heraus, zu einer Aufstockung an der unteren Elbe geführt haben.
- Dennoch: Wir müssen uns immer wieder vor Augen führen, dass dieses Ereignis auf einen besonders langen und schneereichen Winter mit plötzlichem, von ergiebigen Regenfällen begleiteten massiven Tauwetter zurückzuführen ist. Auch bei bestmöglicher Frühwarnung wäre die Masse an Wasser dennoch die Elbe abwärts geflossen. Es hat sich einmal mehr ein extremes Wetterereignis zu einer Naturkatastrophe ausgewirkt.
- Negative Begleiterscheinungen des Frühjahrshochwassers: Auch nach 2002 sind viele Hochwasserschutzmaßnahmen im Bürokratismus sprichwörtlich untergegangen und entweder gar nicht oder aber zu spät umgesetzt; sprich derzeit noch nicht fertig gestellt worden. Teilweise wurden sich Grundstückseigner nicht einig mit den Behörden und verhinderten den Bau von Hochwasserschutzeinrichtungen. Die Bereitstellung von Hochwasserdaten; sprich Pegel- und Abflussdaten ist ausgerechnet in den Gebieten unterhalb von Sachsen mangelhaft. Entweder hinken die Onlineangebote der modernen Internet-Zeit weit hinterher - hier muss ich nochmals auf das ausgezeichnete und geniale Hochwasserinformationssystem der tschechischen Hochwasserwarnzentrale hinweisen, (diese Performance der Darstellung und Erreichbarkeit von Pegeldaten, ist derzeit einzigartig in Europa und sollte überall eingeführt werden), oder aber bisher wurde kein Wert auf ausreichenden Informationsfluss via Internet gelegt Viele Pegel sind bei Extremhochwässern falsch plaziert und fallen mangels Stromzufuhr aus oder werden überflutet. Andere Pegel können nicht abgerufen werden, weil zu viele Zugriffe gleichzeitig von außen anfallen. Die Anrufbeantworter sind dann nicht erreichbar, wegen Überlastung. Auch hier besteht dringender Handlungsbedarf.
Ein zweites dramatisches Alpenhochwasser innerhalb von nur 5 Wochen, ist das Zufall? (Juli/August 2005) Ja! Wir haben in diesem Jahr einen so genannten "Zyklonalen Sommer" d.h. immer wieder nehmen Tiefdruckgebiete mit feuchter und warmer Luft Kurs Richtung Deutschland. In Zusammenhang mit subtropischer Warmluft sind dies gute Voraussetzungen für schwere Unwetter und heftige Regenfälle. So sind bereits die Monate Juni und Juli recht nass und regenreich gewesen. Beste Voraussetzungen für Hochwasser also. Theoretisch kann es nun genauso die nächsten zehn Jahre kein dramatisches Alpenhochwasser geben, oder auch noch ein Drittes in den nächsten Woche. Die Stärke und die Heftigkeit der Hochwässer ist allerdings zu einem großen Anteil dem Menschen zuzuschreiben, der den natürlichen Puffer und Abfluss des Regenwassers mit Baumaßnahmen und Versiegelungen einschränkt. Allerdings sind solche Wetterextreme so massiv, dass sie immer zu massiven Überschwemmungen führen werden. In den Alpen helfen auch bei solch hohen Regenmengen keine Rückhaltebecken und auch keine Hochwasserschutzmaßnahmen. Renaturierung kann hier jedoch Hochwasserwellen abschwächen und Hochwasser mindern. Allerdings nimmt der Raubbau der Natur in den Alpen weiter zu. Auch diese Hochwasserkatastrophe war aus Sicht der Natur noch nicht das Ende der Fahnenstange. Das Hochwasser im Alpenraum hatte das Team um Jörg Kachelmann bereits Tage vorher angekündigt - ebenso den hohen Wasserstand für Passau am 24 und 25. August.
Extreme Trockenheit und katastrophale Waldbrände in Portugal. Stehen diese im Zusammenhang mit dem Alpenhochwasser im Juli und August 2005? So gesehen ja. Denn dadurch, dass ein kräftiges Hochdruckgebiet die Regengebiete von Portugal und Spanien fernhält, müssen die Tiefdruckgebiete sowie deren Regengebiete und feuchte Luftmassen einen Umweg machen, bzw. werden umgeleitet in Richtung Mitteleuropa. Tiefdruckgebiete die sich vom Mittelmeer her den Alpen nähern, sind prädestiniert für starke Regenfälle und Unwetter durch Gewitter. Und immer dann, wenn Regenwolken gehen ein Gebirge gelenkt werden, werden die Luftmassen gezwungen aufzusteigen. So kann die feuchte Luft viel mehr Wasser abgeben, als ohne ein Gebirge. (Luv und Lee/ Föhn bzw. Föhnartige Erscheinungen.)
An Rhein und Elbe kommt das Hochwasser langsamer und dauert länger als im Schwarzwald und den Alpen oder an Mosel und Lahn. Woran liegt das? Rhein, Elbe, und die Oder haben erheblich geringeres Gefälle auf ihren Flussstrecken. So fließt das Wasser langsamer zusammen und auch langsamer ab. In den Alpen (also generell im Bergland) fließt das Wasser sehr schnell die Hänge herunter und sammelt sich dann am Fuße des Berglandes bzw. der Alpen. So kann ein massives Hochwasser an Rhein und Elbe zwei Wochen andauern, während es an den Alpen bzw. im Bergland meist nur wenige Tage dauert. Auch an der Mosel oder der Lahn ist dies ähnlich. Eingebettet zwischen den Weinbergen und geologisch gesehen durch das Schiefergebirge fließen große Regenmengen sehr schnell und gebündelt ab und lassen so die Flüsse teilweise sprunghaft anschwellen. Nicht selten sind Wasserstandsanstiege von mehreren Metern binnen 24 bis 36 Stunden möglich. Da man das Wasser im engen Moseltal auch nirgends in Polder und Hochwasserentlastungsräume umleiten kann, muss man hier und an ähnlichen Flüssen immer mit Hochwasser leben. Nur die Renaturierung kann hier etwas Entlastung verschaffen und die weitere Versiegelung der Landschaften durch Asphalt und Beton muss beendet werden.
Ist Hochwasser ein Problem der Neuzeit? Nein! Hochwasser hat es schon immer gegeben. Aufzeichnungen reichen bis ins Mittelalter zurück, wo von Ernteausfällen oder großen Menschenverlusten berichtet wird. Die Menschheit hat schon immer mit Hochwasserkatastrophen leben müssen. In Deutschland sowie fast überall auf der Welt. Doch immer mehr Menschen benötigen immer mehr Platz und Infrastruktur. Dort wo sich früher das Hochwasser schadlos in Auen und Landschaften ausbreiten konnte, stehen nun Städte, Dörfer, Industrieanlagen, Freizeiteinrichtungen oder sind Fernstraßen gebaut worden. So steigt auch das Schadensmaß immer weiter an: Je mehr Zivilisation in Überschwemmungsgebieten, desto höher die Schadensausmaße im schweren Hochwasserfall. An der Mosel hat man jedoch gelernt mit der Natur, sprich mit dem Hochwasser zu leben. Viele Anlieger wissen um die Gefahr und leben einfach mit der Mosel. Sie werden hier auch nicht überrascht, denn die Menschen wissen in der Regel wann es die "Mosella" aus ihrem Flussbett treibt.
Sind die Hochwässer größer oder schneller als früher, treten sie häufiger auf? Ja! Es hat auch in grauer Vorzeit verheerende Hochwasserkatastrophen gegeben. Dann hat man mehr und mehr darauf geachtet, sich auf Hochwasserschutz zu spezialisieren und durch Hochwasserschutzprogramme konnten einige Hochwässer abgewendet werden. Die Hochwässer werden jedoch schneller, denn durch Flurbereinigungsmaßnahmen und Bodenversiegelung sind viele der natürlichen Pufferressourcen (Auen, Wälder, Wiesen) nicht mehr vorhanden und das Regen- bzw. Schmelzwasser wird wesentlich schneller und konzentrierter in die Vorfluter bzw. Flüsse und Ströme eingebracht. Aus diesem Grund werden die Hochwässer auch schneller (Flussbegradigungen, fehlende Naturräume, keine Schwammwirkungen mehr).
Gut! Technischer Fortschritt sowie verbesserte Hochwasserwarneinrichtungen sowie gute Wettervorhersagedaten und Wettermessdaten (Aufbau von Hochwassermeldezentralen sowie Hochwassernachrichtendienste, Kooperation derselben mit Wetterdiensten) können dazu beitragen, Hochwasser gezielter und frühzeitiger vorherzusagen bzw. in ihrer Höhe zu berechnen. Allerdings bedarf es hier bestmöglicher Zusammenarbeit zwischen den Hochwasservorhersagezentralen und namhaften Wetterdienstleistern. Aufgrund des hervorragenden umfangreiches Wetterstationsnetzes von Jörg Kachelmann, konnte sehr frühzeitig auf die bevorstehende Erzgebirgs- und Elbekatastrophe im August 2002 hingewiesen werden und gute Prognosen bis zu 48 Stunden in die Zukunft gegeben werden. Allerdings klappte der Konsenz mit den Hochwassermeldezentrale, sowie den Landesumweltämtern nicht zufriedenstellend, wie wir damals enttäuscht feststellen mussten. Dank unserer Publikationen und Vorhersagen in den ARD-Wetterberichten sowie im MDR konnte dennoch eine große Hörerschaft erreicht werden.
Wie weit in die Zukunft sind große Hochwasserereignisse vorhersagbar Die Wetterexperten von Jörg Kachelmann haben die vergangenen Hochwasserereignisse bis zu 48 Stunden im Voraus angekündigt, in ersten Pegel-Abschätzungen bis zu 24 Stunden vorher und damit eine Abschätzung der zu erwartenden höchsten Ausmaße abgeben können. Ein Trend in Sachen Hochwasserlage ist auf Grund guter Wettervorhersagen fünf bis sieben Tage in die Zukunft möglich. Dies gibt den Einsatzzentralen und Rettungsleitstellen der verschiedenen Behörden gute Vorbereitungszeit. So können Schäden vermindert werden bzw. der betroffenen Bevölkerung frühzeitiger erforderliche Maßnahmen eingeleitet werden, zur Hochwasserabwehr. Auch bei den Hochwasservorhersagezentralen der Länder hat sich in den vergangenen Jahren einiges getan und es wurden deutliche Verbesserungen der Hochwasservorhersagen erzielt. Allerdings wird nicht zu sehr auf bessere Wetter- bzw. Niederschlagsprognosen wert gelegt. Hier könnten Synergien zwischen anderen Wetterdienstleistern zu einer weiteren qualitativen Verbesserung der Hochwasservorhersagen erzielt werden. Doch leider tun sich die Behörden schwer auch noch andere Wettervorhersagen zu rate zu ziehen, sondern legen sich bisher meist auf konventionelle Wetterdaten eines einzigen Anbieters fest.
Jahrhunderthochwasser Mosel 1993, Oderkatastrophe 1997, Elbekatastrophe 2002: Ausnahmen? Nein! Solche Katastrophen werden sich häufen und können noch in größerem und schlimmerem Ausmaße auftreten. Eine Festlegung auf "100jährliches Hochwasser" oder "Jahrtausendereignis" ist fatal. Auf Grund der durch den Menschen betriebenen Raubbau der Natur werden diese Ereignisse immer wieder auftreten und das Ende der Fahnenstange ist hier sicherlich noch nicht erreicht, denn die Wetterentwicklung kann immer noch eins drauf setzen. Auch hier spielt die Umweltverschmutzung durch Treibhausgase die weitere Verbauung/Versiegelung der Natur erheblich zu bei.
Rekordmarken wie Mosel Trier 11,28 oder Elbe Dresden 9,40 - ist hier das Maximum erreicht? Nein! Aufgrund der weiter fortschreitenden Versiegelung der Natur und zunehmender extremer Wetterereignisse können die Rekordpegel der gesamten deutschen Flusslandschaft immer wieder übertroffen werden. Hochwässer werden häufiger, schneller und aggressiver in Zukunft auftreten. Es kann durchaus längere Ruhephasen mit vergleichsweise niedrigeren Hochwässern auftreten, doch sicher sind wir vor neuen Rekordwasserständen nicht.
Ein Rheinhochwasser - steigt nun auch die Mosel an? Elbehochwasser, steigt nun der Rhein an? Nicht unbedingt! Das Eine muss nicht konsequenterweise etwas mit dem Anderen zu tun haben. Am Beispiel Rhein ist es so, dass zuerst die Vorfluter und Flüsse (Mosel, Saar, Neckar, Main etc.) hochwasserführend sind und sich dann das ganze Wasser im Rhein ansammelt. So erfährt der Rhein als Strom erst mit deutlicher Verzögerung Hochwasser, während in anderen Zuflussgebieten die Wasserstände schon wieder fallen können. Hier sind die einzelnen Hochwasserwellen der verschiedenen Flüsse ausschlaggebend dafür, ob sich eine besonders hohe Hochwasserwelle am Rhein einstellt. Treffen viele Hochwasserwellen der Zuflüsse zeitgleich an einem Punkt am Rhein ein, ist das hochwasserfördernd. Ein Hochwasser am Rhein muss jedoch nicht mit der Mosel gekoppelt sein, das liegt an den jeweiligen Wetterverhältnissen. Genauso kann der Rhein Hochwasser führen und die Elbe nicht. Dafür liegen diese beiden Ströme zu sehr in unterschiedlichen Einzugsgebieten bzw. klimatischen Regionen.
Fluss oder Strom? Wann spricht man von einem Strom? Ein Rinnsal fließt in einen Bach, ein Bach in einen Fluss, ein Fluss in einen Strom, der Strom mündet in ein Meer. So ist die Mosel ein Fluss und mündet bei Koblenz in den Rhein. Der Rhein ist ein Strom, denn er mündet in den Niederlanden in die Nordsee. Ebenso sind die Elbe (mündet in die Nordsee) und die Donau (mündet in das Schwarze Meer/Mittelmeer) sowie die Oder (Ostsee) ein Strom.
Viel Schnee im Winter = großes Hochwasser im Frühjahr? Nicht unbedingt. Generell sind hohe Schneemengen und plötzlich einsetzendes Tauwetter sehr hochwasserfördernd, zumal wenn es noch dazu flächendeckend regnet. Es hat aber auch schon schneereiche Winter gegeben, denen kein markantes Hochwasser folgte. Hier ist ein langsames Abschmelzen des Schnees vonstatten gegangen. In der Regel bedeutet starkes, schnelles Tauwetter mit Regen auch in hohen Berglagen Hochwasser. Muss aber nicht. Die Faustformel: 50 Zentimeter Schnee ergeben 50 Liter Wasser pro Quadratmeter. Tauen diese langsam oder gar in Raten ab (zwischenzeitliche Frostperioden), besteht keine allzu große Gefahr. Tauen 50 cm Schnee jedoch mit sehr milden Temperaturen und flächendeckendem Regen mit Mengen um 50 Liter pro Quadratmeter ergibt sich konsequenter Weise eine Wassermenge von 100 Litern, welche in die Bäche und Flüsse abfließt. Ist dabei der Boden noch tiefgründig gefroren oder voll mit Wasser gesättigt und das Schmelz- bzw. Regenwasser kann nicht zum Teil im Boden versickern, kann ein rasantes und markantes Hochwasser folgen. Hier spielen viele unterschiedliche und zeitliche Faktoren eine entscheidende Rolle bei der Hochwasserentwicklung.
Mosel-, Main- und Neckarstaustufen bzw. Staustufen generell: Sie erzeugen Hochwasserwellen? Nein! Falsch! Die Moselstaustufen zum Beispiel dienen einzig der Bereitstellung von Wasser, um den Fluss schiffbar zu halten. Da die Mosel oder der Neckar im Gegensatz zum Rhein, der auch im Sommer von Schmelzwasser aus den Gebirgsregionen der Alpen gespeist wird, kaum Wasserzufluss haben, hat man hier Staustufen erreichtet, die Wasserbecken erzeugen, in denen die Schifffahrt möglich ist. Steigende Wasserstände werden nach einem ausgeklügelten Pegel- und Abflussschema erkannt bzw. berechnet und dem natürlichen Abfluss durch Wehre, welche an jeder Staustufe vorhanden sind, angepasst. So halten die Staustufen kein Wasser zurück, das sie bei Hochwasser (wie immer fälschlicherweise vermutet wird) plötzlich ablassen und so Hochwasserwellen erzeugen. Ab bestimmten Abflussmengen in den stauregulierten Flüssen werden die Wehre soweit geöffnet und kontinuierlich dem aktuellen Abfluss angemessen, bis schließlich der natürliche Wasserabfluss wieder gewährleistet ist. Am Pegel Trier ist dies bei etwa 8,00 Metern der Fall. Zieht man sich den Rekordstand hier vor Augen, dieser beträgt 11,28 Meter, wird deutlich, dass hier selbst die Staustufen, obwohl diese längst geöffnet sind, selbst überflutet wurden. Die Mosel in Trier stieg damals zwischenzeitlich um vier Meter binnen 24 Stunden an. Und dies war einzig auf rekordverdächtigen Dauerregen im Einzugsgebiet Saar-Lor-Lux zurückzuführen. Denn im Moseltal kann man kein Wasser zurückhalten. Bei so schweren Wetterereignissen füllt sich das enge, von steilen Weinbergen umgebene Flusstal nun mal eben naturbedingt sehr schnell mit Wassermassen.
Hat der Mensch Einfluss auf die Schwere der Hochwässer und deren Häufigkeit? JA! Einen schwerwiegenden sogar! Schwere Hochwasserereignisse nehmen stetig zu, kosten nahezu in jedem Jahr (auch in Deutschland!) Menschenleben bzw. richten Schäden in mehrstelligen Millionen Eurobeträgen an. Mit einer weiteren Zunahme ist zu rechnen, denn der Mensch baut weiterhin an und in Flussnähe, natürliche Ressourcen verschwinden, die Bodenversiegelung nimmt immer weiter zu, denn die Städte, Industriegebiete wachsen. Da dies kaum aufzuhalten ist, gilt es in bessere Wettervorhersagemodelle und Wetterstationen zu investieren, um frühzeitiger vor aufkommenden Hochwasserentwicklungen warnen und informieren zu können. Dies hilft, Menschenleben zu retten und Milliardeneuro-Schäden zu verringern.
Elbekatastrophe - war sie nicht schon monatelang vorher absehbar? Der Sommerverlauf wird doch auch schon im Winter vorhergesagt Scharlartanerie und Unseriösität! Das Wetter lässt sich auch mit dem größten Einsatz von Technik und Fortschritt nicht verlässlich länger als bis zu fünf Tage im Voraus in die Karten schauen. Wetterextreme können nur in Kurzfristvorhersagen (zwei bis drei Tage) eingegrenzt und vorhergesagt werden. Je extremer die zu erwartende Wetterlage ist, desto exakter und zeitnäher müssen die Wettervorhersagen sein. Und nur dann können auch exakte und geplante Vorbereitungsmaßnahmen für Einsatzkräfte und Leitstellen sowie Katastrophenschutzeinrichtungen koordiniert und zielsicher an die Bevölkerung weitergegeben werden.
Niedrigwasserrekorde im Jahr 2003. Wie kam es dazu? Unterdurchschnittliche Niederschläge im Winter und Frühjahr sowie einen darauffolgenden extremheißen und sonnigen Sommer sind dafür verantwortlich, dass es besonders am Rhein zu extremen Niedrigwasserständen gekommen ist, teilweise sind neue Rekordniedrigwasserstände erreicht worden. Sehen Sie hierzu bitte links in der Leiste die Auflistung der Pegelrekorde. So hat es in Düsseldorf einen markanten neuen Tiefstwert gegeben. Allerdings muss man von dem niedrigsten bisher gemessen Wasserstand, von dem niedrigsten bisher gemessenen Wasserabfluss unterscheiden. Dies ist besonders beim Rhein sehr wichtig, denn der Rhein ist bis auf den Oberrhein, nicht mit Staustufen eingerüstet und so kann sich der Rhein immer tiefer in sein Flussbett eingraben, denn durch die teils beachtliche Strömung wird viel Geschiebe transportiert. So liegen sinkt der Wasserstand stellenweise niedriger, als bei vergleichbaren Ereignissen mit gleicher Abflussmenge. Abflussmengenmessungen der Wasser- und Schifffahrtsämter sind sehr genau und werden durch Kolkbettpeilungen und Vermessungsarbeiten ständig neu berechnet und dem natürlichen Flussverlauf (Flussquerschnitt an einer bestimmten Stelle) angepasst.
Warum tritt Niedrigwasser seltener auf als Hochwasser? Damit sich Niedrigwasser einstellt, bedarf es einer besonders langen niederschlagsarmen Wetterlage. Teils muss es anderthalb Jahre großflächig zu wenig regnen und auch einen sehr heißen und Sommer bzw. Herbst geben. Denn in besonders heißen und sonnigen Sommern wird den Flüssen und Strömen viel Wasser durch Verdunstung (u.a. auch Evapotranspiration) entzogen. Lange trockene Witterungsabschnitte treten bei uns seltener auf. Dies liegt an der geograpischen Breite (Westwindzone) in der wir uns befinden. So ist wechselhaftes Wetter mit häufigem Regen aus Südwesten bis Nordwesten in Deutschland und den angrenzenden Ländern eher die Regel, als sonniges und heißes Sommerwetter über viele Wochen hinweg. Sollten sich aber so genannte "Blocking-Lagen" einstellen, wie wir sie im Jahr 2003 erlebt haben, dann sind lange heiße Sommer extrem. Mit einer Blocking-Lage bezeichnet man eine Großwetterlage in Europa, wenn eine kräftige und umfangreiche Hochdruckzone über Mittel- Nord - und/oder Osteuropa liegt, und die regenträchtigen Tiefdruckgebiete vom atlantischen Ozean kommend blockiert werden. Die für unsere Breiten typische Westwindzone ist dann unterbrochen bzw. blockiert und Tiefdruckgebiete mit Regen biegen über dem Atlantik nach Island und Nordskandinavien ab oder werden vor der westeuropäischen Küste ins Mittelmeergebiet umgelenkt.
Kann der Rhein austrocknen? Nein. Man muss immer bedenken, dass der gemessene Pegelwert nicht gleich die Wassertiefe bedeutet. Als am 28.09.2003 der Pegelwert in Koblenz 0,34 m betrug, war die Schifffahrtsrinne ja noch mit Wasser gefüllt. Also rund 1,50 Meter war dort das "Wasser" noch tief, also konnten die Schiffe auch noch fahren. Da der Rhein eine sehr große Fläche entwässert und sich sein Einzugsgebiet bis in die Schweizerischen hochalpinen Lagen erstreckt, wird auch immer Wasser aus dem Gebirge heraus zur Verfügung stehen. Teils Schmelzwasser aus den höchsten alpinen Lagen, teils Grund- und Sicherwasser aus dem Alpenmassiv heraus. Die bisherigen niedrigsten Niedrigwasserstände an Rhein und Elbe können dennoch weiter unterboten werden. Gründe dafür sind unter anderem die Klimaerwärmung, weniger Schnee und Eis bleibt im Hochgebirge gebunden und folglich steht in Dürrejahren weniger Schmelzwasser zur Verfügung. Auch die weiter fortschreitende Versiegelung der Landschaft sowie der Raubbau an der Natur sorgen dafür, dass immer weniger Regenwasser versickern kann, um das Grundwasser zu stützen. Niedrigwasser kann daher häufiger und extremer auftreten als bisher, Hochwasser dagegen treten schneller und größer auf als bisher. Die Gefahr durch Hochwasser nimmt also immer weiter zu, weil sie schneller und höher ausfallen.
Pegelwert gleich Wassertiefe?
Nein! Der Pegelwert hat nichts mit der
eigentlichen Wassertiefe eines Flusses oder Sees zu tun. Zu
Verdeutlichung nehmen wir uns den Pegel Düsseldorf vor Augen. Der
Schifffahrt garantiert die Wasser- und Schifffahrtsdirektion bei einem
Pegelwert von 1,05 Metern (genannt GLW = gleichlautender Wasserstand),
noch eine Wassertiefe von 2,25 Metern unterm Kiel. Pegelwert plus 1,20
Meter. Das heißt folglich, dass der Fluss bei Düsseldorf bei einem
Pegelwert von 1,05 Metern noch mindestens 2,25 Metern tief ist in der
Schifffahrtsrinne. Am Pegel Düsseldorf von 0,00 Metern würde also immer
noch eine Wassertiefe von 1,20 Metern herrschen, bei einem Wasserstand
von 2,50 Metern also 3,70 Meter Wassertiefe. GLW
= Gleichlautender Wasserstand (bezogen auf Pegelnull) der an mindestens
3 eisfreien Tagen im Durchschnitt der letzten Jahre nicht unterschritten
wurde. Das heißt, ein Mindestwasserstand, der nur in seltenen Fällen
erreicht bzw. unterschritten wird. Dieser Wert wird ab und zu neu
festgesetzt, denn zum Beispiel am Rhein ändern sich diese Werte, da sich
der Rhein durch seine starke Strömung immer tiefer in sein Flussbett
einzugraben versucht. Der Gleichlautente Wasserstand GlW ist also nur
eine Bezugsgröße zur Berechnung der Wassertiefe und ist folglich nicht
zu verwechseln mit der Mindestfahrrinnentiefe eines Flusses bzw.
Stromes. Der Pegelwert ist gleich Wasserstand über der Nullmarke des
Pegels; in der Regel liegt dieser Nullpunkt höher als die Flußsohle,
deshalb ist der Pegel nicht gleich die Wassertiefe. Der Pegelnullpunkt
ist meist den Örtlichkeiten eines Flusses angepasst und variiert teils
von Flussabschnitt zu Flussabschnitt sehr. Der GLW ist von Pegelstandort
zu Pegelstandort unterschiedlich festgelegt und auch die Hinzurechnung
zum Mindestfahrrinnentiefe variiert! Also gilt obige Berechnung auch
ausschließlich nur für den Pegel Düsseldorf/Rhein. Sehen Sie auch hierzu
links in der Leiste weitere Ausführungen: "Funktion eines Pegels" (wird bei Bedarf weiter fortgesetzt)
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