Hochwasserschutz / Wasserbauwerke - Küste (wird bald fortgesetzt!)

Letzte Aktualisierung: Samstag, 16. Mai 2015 - 22:24 Uhr MESZ

 

Vorland - und Deichbauwerke

Beispiele aus Norden-Norddeich

 

Ein typischer Deich entlang der Nordseeküste - hier im ostfriesischen Norden-Norddeich. Äußerst gepflegt und sehr stabil gebaut sind die Deiche. Das der Rasen auf dem Deich so kurz geschoren ist und sich keine Büsche oder gar Bäume dort ansiedeln können bzw. dürfen, liegt nicht am "Reinheitswahn" des Menschen sondern mehr im Nutzen der Sache. Nur ein gut gepflegter Deich kann einer massiven Sturmflut mit starkem Wellengang und Strömung unbeschadet entgegenwirken. Bäume und Sträucher würden mit ihrem grobem Wurzelwerk für Schwachstellen sorgen und könnte so einen Deichbruch bei großer Flut begünstigen. Je dichter und feiner das Wurzelwerk, deswegen Grasdecke, desto fester und widerstandsfähiger ist ein Deich. Die Gefahr für Sickerwasser, Unterspülungen und Auskolkungen ist somit sehr gering.

 

 

Am Fuße des Deiches (1) sieht man einen Wall aus, im Asphalt eingelassenen, sogenannten Doppel-T- Steinen. Sie dienen dazu die Wellen stark zu brechen, ihnen so die größte Kraft zu nehmen, bevor sie auf den Deich treffen. Im so genannten Vorland werden oftmals Lahnungsfelder und Buhnen und Steinbarrieren angelegt, die ebenfalls für eine Wellen- und Strömungsberuhigung sorgen und es kann sich dadurch Schlamm und Sand (3) ablagern, was wiederum die Kraft von auf- oder ablaufender Flut mindert. So kann auch Land gewonnen werden, man sieht es auf dem obigen Bild sehr schön, dass sich hier in den Ruhezonen bereits massiver Grasbewuchs (2) eingestellt hat. Je mehr Gras sich ansiedelt, desto schneller kann sich bei Flut Sand und Schlamm ablagern und das Vorland erhöhen.

 

All diese Bauwerke dienen dazu, dem Gewalt des Meerwassers und der Gezeiten zu trotzen, um die Küstenlinien zu erhalten. Ohne all diese Abwehrmaßnahmen würde sich das Meer immer weiter in das Binnenland hineinfressen und könnte besonders bei Sturmfluten weite Landesteile überschwemmen und bisher bewohnte Gebiete unbewohnbar machen. Die See nagt unentwegt an den Uferzonen der Küsten und deshalb ist es sehr wichtig, die Deichbauwerke und Wasserbauwerke ständig intakt zu halten. Dies ist ein enormer materieller und somit kostenspieliger Aufwand der betrieben werden muss, um Orte, Touristenatraktionen und Häfen quasi "vor dem Untergang" zu bewahren.

 

 

 Lahnungsfeld

 

Die folgenden drei Bilder zeigen ein Lahnungsfeld bei Norden-Norddeich. Es dient zur Landgewinnung und damit auch zum Küstenschutz. Im fortgeschrittenen Stadium schaut es bei Niedrigwasser da so aus, wie im obigen Bild (2). Gras hat sich angesiedelt und dient mit zur Landgewinnung, denn durch dichten Grasbewuchs kann sich besonders viel Sediment (Schlamm, Sand, Muscheln) absetzen und die Landgewinnung wird beschleunigt.

 

Folgendes Bild: Durch eine systematische Anordnung von Buhnen und Steinfeldern, Wellenbrechern und Ein- bzw. Ausflüssen (4) wird dem immer wiederkehrenden Wechselspiel von Ebbe und Flut stetig mehr Sand und Schlamm (3) abgerungen. Besonders in Deichnähe (siehe oberstes Bild (2) setzt sich zuerst eine dicke Schicht von Schlick, Schlamm und Sand ab, welcher schnell von Gräsern und typischen Mischwasserzonengewächsen besiedelt wird, was wiederum die Verlandung (Ansammlung von Sedimenten) beschleunigt.

Solche Lahnungsfelder müssen sehr stabil gebaut sein, deshalb werden schwere Steinquader verwendet, teilweise durchlässig, um den Ein- und Abfluss des Meerwassers zu begünstigen. Damit starker Wellengang nicht zu Auskolkungen und Unterhöhlungen der Bauwerke führt, wird oftmals die Asphalt- oder Bitumenverklammerung angewendet, damit die Schüttsteine nicht fortgespült werden können. (1)

 

 

 

 

Im nachfolgenden Bild: Regelmäßige Unterbrüche (4) sorgen dafür, dass bei Flut frisches Meerwasser mit Sand und Schlamm bzw. feinsten Sedimenten einströmen kann, sich im Lahnungsfeld ablagern können. Bei Ebbe fließt das Wasser wieder langsamer aus dem Lahnungsfeld aus, und hinterlässt jedes mal eine kleine dünne Schicht neuen Schlicks und Sandes. So wird das Lahnungsfeld stetig mit Schlamm und Sand angereichert - Millimeter um Millimeter, bis irgendwann sich durch das Wechselspiel unterschiedlich hoher Flutwasserstände eine so ausreichend dicke Schicht von Sand und Schlamm gebildet hat, dass sich Grasbewuchs dort etablieren kann. Je dichter der Graswuchs, desto mehr Sedimente können sich bei Flut darin ablagern, je dichter das Wurzelwerk, desto intensiver wird bei stärkerer Flut bzw. Wellengang die bisher angelandeten Schlickmassen festgehalten und können den Wellen widerstehen.

 

 

 

 Landgewinnung im Lahnungsfeld

 

Immer mehr Schlamm und Sand setzt sich ab. Immer mehr Gras kann die Fläche besiedeln. Ein sich verstärkender Effekt durch fortwährend unterschiedliche Flutwasserstände. Unter Umständen kann diese Fläche in einigen Jahren als Weidefläche, oder als Wildwiese oder für sonnenhungrige genutzt werden. In jedem Fall stützt und stärkt sie den dahinter liegenden Uferbereich am Fuße des Deiches. Daher sollte man diese Bereiche nicht betreten, um die Entwicklung der Verlandung durch den zarten Bewuchs nicht zu stören.

 

 

 

 

 Vorgelagerte Buhne

 

Sie dient der Minderung von Strömungen bei Auflaufender Flut und einsetzender Ebbe sowie der Brechung von Wellen und ist ein erstes Mittel im Vorland eines Deiches die Gewalt des Meeres  zu lindern und ein Lahnungsfeld zu "beschützen"; sprich das Wasser als erste Maßnahme zu beruhigen

 

 

Folgendes Bild: Verklammerung und Integration der Buhne mit dem Uferdeckwerk durch Asphaltverklammerung.

 

 

Nachfolgend: Uferdeckwerk mit Wellenbrechern in Form von eingelassenen Doppel-T-Steinen (6).

Rechts stetig fortschreitende Auskolkung (5) im Wiesenbereich durch Schüttsteine aufgefüllt und stabilisiert. Dieser Bereich wird relativ häufig bei Flut in Mitleidenschaft gezogen - das Meer nagt eben stetig und spült hier sogar einen einstmals dichten Grasbewuchs aus. Zu erkennen ist auch die Überschwemmungslinie des letzten Sturmtiefs auf der Wiese (7). Es war Sturmtief Danny (ehemaliger Tropensturm), dass zu dieser kleinen Sturmflut führte. Siehe hierzu auch Informationen zur Sturmflutsaison der Meteomedia Unwetterzentrale. Sturmtief Danny brachte an unserer Wetterstation in Norden-Norddeich am 3.9.2009 Spitzenböen von bis zu 89 km/h (Beaufort 10). Bilder unserer Wetterstation in Norden-Norddeich am Ende dieser Seite.

 

 

Folgendes Bild: Dünengras verhindert das Verwehen des Sandes

 

Ein wichtiger Bestandteil des Ufer- Küsten- und Dünenschutzes ist auch der Bewuchs durch Gras.

Das Gras hat neben der Eigenschaft durch dichtes Wurzelwerk nicht nur die Fähigkeit den Sand und die Dünen zu festigen, es verhindert auch das Verwehen des Sandes durch den Wind. So können Dünen stabiler werden und höheren Fluten besseren Widerstand leisten. Deswegen beachten Sie die Hinweise vor Ort: Das Betreten der Dünen ist meist nicht gestattet, um den Graswuchs nicht zu schädigen; zu wichtig sind die Dünen Sie für den Küstenschutz!

 

 

 

Deckwerke

 

Die nachfolgenden drei Bilder zeigen ein Asphaltdeckwerk. Vor allen in Richtung der Hauptwindrichtung ist hier durchgehend mit einer dicken Schicht Asphalt gedeckt worden, um der Kraft des Meeres zu strotzen und somit die Hafeneinfahrt nach Norden-Norddeich zu schützen.

Folgendes Bild: Langgezogene Buhnen zeigen der Schifffahrt nicht nur die Ein- und Ausfahrt an, sie schützen die Schiffe auch vor Querströmungen durch die Gezeiten und schützen auch vor stärkerem Wellengang im Hafenbecken selbst. Damit die Schifffahrt auch bei höheren Flutwasserständen eine Orientierung hat, ragen mächtige Holzstämme aus dem Meer hervor. um die Schifffahrtsrinne in den Hafenbereich anzuzeigen. Sie sehen hier eine auslaufende Fähre in Richtung Norderney.

Folgendes Bild: Asphaltdeckwerk und Hafen Norden-Norddeich (Blick nach Süden)

Deichaufbau und Hochwassermarken
 

Hinweistafel in Norden-Norddeich

Ebbe und Flut - die Gezeiten

Die Bezeichnungen für Ebbe und Fluten heißen Gezeiten oder Tide. Gezeiten werden durch die Anziehungskraft des Mondes und der Fliehkraft der Erde ausgelöst. Dabei kommt es im Wechsel von rund 6 Stunden zwei Mal täglich zu einer Flut. (Hochwasser) Dabei steigt der Wasserstand im Bereich der Deutschen Bucht um 2 bis 3,5 Meter an. Zu diesem Zeitpunkt ist das Watt überflutet. Fließt das Wasser ab und erreicht seinen niedrigsten Wert, dann spricht man von Niedrigwasser bzw. Ebbe. (Siehe folgendes Bild) Beim mittleren Hochwasser steht das Wasser etwa an der von mir eingezeichneten blauen Markierung. Sehr schön kann man diesen Wasserstand an den Algen und Muscheln am Deckwerk ablesen und erkennen.

Der Unterschied zwischen Niedrigwasser/Ebbe und Hochwasser/Flut nennt man Tidenhub. Er beträgt also 2 bis 3,5 Meter im Bereich der Deutschen Bucht. (an einigen Stellen der englischen Küsten rund 5 Meter, am atlantischen Ozean 11 bis 14 Meter. Ebbe und Flut treten täglich auf und sie dauern zusammen 12,24 Stunden, deshalb verschieben sich die Gezeiten auch täglich um 48 Minuten. Die Spanne des Tidenhubs ist stark an die vorherherrschende Wetterlage - Windrichtung und Mittelwind gebunden. Weht Sturm direkt aus Nordwest auf die Deutsche Bucht zu, dann läuft das Hochwasser wesentlich stärker/höher auf, als bei starkem ablandigem Wind aus Südost. Demzufolge fällt auch die Höhe des Niedrigwassers immer unterschiedlich aus: Bei Sturm aus Nordwest ist das Niedrigwasser viel höher, bei starkem Wind aus Südost weitaus niedriger. Der mittlere Tidenhub liebt bei Borkum bei 2,19 Meter, bei Hamburg bei  2,52 Meter, im Emden bei 3,00 Meter.

Die Bezeichnung Normal Null (NN) basiert auf dem mittleren Wasserstand zwischen Hoch- und Niedrigwasser. Die Gezeiten,- und Wasserstandsvorhersage für die Nord- und Ostsee finden Sie bei www.bsh.de

Wenn Sonne, Mond und Erde in einer Linie zueinander stehen (Voll- oder Neumond) dann addieren sich die Anziehungs- und Fliehkräfte dieser Gestirne und dann kommt es zu einem besonders starken Hochwasser - der so genannten Springflut oder auch Springtide. Die Nipptide bzw. Nippflut entsteht dann, wenn Sonne und Mond im rechten Winkel zur Erde stehen (Halbmond). Dann fällt die Flut geringer aus.

Besonders gefährdet ist die Deutsche Bucht also bei Orkan aus Nordwest, wenn das Hochwasser bei Vollmond stattfindet und sich in der trichterförmigen Deutschen Bucht besonders stark aufbaut. Auf der Seite Pegelrekorde finden sich am Ende Seite eine Übersicht der höchsten Sturmfluten der vergangenen Jahre. Um solche gefährlichen Situationen besonders gut vorhersagen zu können, bedarf es neben zahlreichen Wettermesswerten (an Land und auf See!) von Windrichtung und Windstärke, auch qualitativ hochwertige Wetter- und Unwettervorhersagen: Wettervorhersagen   Sturmwarnungen

 

Wetterstation Norden-Norddeich

Sehr wichtig für die Schifffahrt, die Strandbetreiber, Seenotrettung, Wasserrettung, die Berechnung der Wasserstände bei Ebbe und Flut, aber auch für die Touristen und Bewohner, ist natürlich auch die Kenntnis über das Wetter - bzw. den Wetterzustand. Aus diesem Grund haben viele Gemeinden und Orte Wetterstationen in Kooperation mit Meteomedia installiert. Diese Wetterstationen messen alle 10 Minuten die verschiedensten Wettererscheinungen: u.a. die Windrichtung, Mittelwind, Windböen, Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Niederschlagsmengen, Sonnenscheindauer usw. Die Wetterstation Norden-Norddeich - im Verbund von über 550 Meteomedia Wetterstationen in ganz Deutschland, sorgt somit für eine umfassende Wettererfassung und ermöglichen präzise Wettervorhersagen für einen Ort.

Einen Überblick auf das Meteomedia Wetterstationsnetz finden Sie auf den Webseiten der Meteomedia GmbH. Dort kommen Sie u.a. auch zu den Messdaten der Wetterstation Norden-Norddeich sowie die zugehörige Wettervorhersagen.

Nachfolgendes Bild: Die Meteomedia Wetterstation Norden-Norddeich, Mitglied im umfassensten privaten Wettermessnetz der Welt. Standort beim Haus des Gastes bzw. dem Freibad. Wettermesswerte und Vorhersagen aus Norden-Norddeich

 

Links

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