Gefährliche Strömungen und Wellen |
Letzte Aktualisierung: Mittwoch, 21. Dezember 2016 - 11:43 Uhr MEZ |
Binnen: Flüsse und Kanäle Wellen, Sog und Schwall durch Schifffahrt |
An nahezu jedem warmen Sommertag, wenn es die Menschen ans kühle Nass hinzieht kommt es zu gefährlichen, leider oft auch tödlichen Situationen. In Kanälen und Flüssen ist das Schwimmen und Baden generell verboten, denn dort, wo große Schiffe und Frachter fahren, entwickeln sich starke Strömungen, Sog und Wellenschlag. Diese sind selbst für geübte und trainierte Schwimmer lebensgefährlich, erst recht also für Kinder und Jugendliche. Auch für die Sportbootfahrer und Freizeitkapitäne ist die Kenntnis über Strömung, Sog und Wellenschlag sehr wichtig. Ich möchte mich daher an dieser Stelle auch dieser Gefahrenquelle hier ausführlich widmen.
Die nachfolgende Skizze zeigt die Situation bei der Passage eines Motorschiffes. Dabei ist es unerheblich ob es sich dabei um ein Passagierschiff oder ein Güterschiff handelt. Generell gilt: je größer das Schiff ist, desto größer ist die Wasserverdrängung, desto stärker werden Sog, Wellen und Schwall. Auch die Fahrtgeschwindigkeit des Schiffes, die breite des Flusses und Kanals sowie die Tiefe des Gewässers beeinflussen den Sog und Schwall, die ein fahrendes Schiff erzeugt.
Bei der Vorbeifahrt eines Schiffes wird ein starker Sog erzeugt, der die Wassermassen vom Ufer weg, in Richtung des Schiffes bzw. zur Flussmitte abzieht. Dieser Sog ist so stark, das er den Badenden von den Beinen reißen kann, Schwimmer gefährlich nahe zum Schiff und damit in den Bereich der Schiffsschraube ansaugen kann. Hinter dem Schiff folgt der so genannte Schwall. Eine oftmals große Welle, die das zuvor abgezogene Wasser mit auf einmal wieder an das Ufer zurückwirft. Dabei kann eine regelrechte Brandungswelle erzeugt werden. Diese kann Schwimmer und Plantschende gegen das Ufer werfen, gegen Steine, Brückenpfeiler, und Kaimauern werfen! Unter Umständen erfolgt dann ein neuerlicher Sog in Flussmitte und starker Wellenschlag. Wer durch die Brandungswelle getroffen, verletzt oder gar bewusstlos wurde, wird dann nochmals in die Flussmitte gezogen und der Flussströmung ausgesetzt. Eine lebensrettende Maßnahme durch Umstehende ist dann unwahrscheinlich.
verstärkte Strömung und Wirbel/Strudelbildung im Bereich von Buhnen, Inseln, Leitwerken und Brückenpfeilern
Nicht zu unterschätzen sind auch die Gefahren im Bereich von Buhnen, Flusspfeilern, an Inseln im Fluss sowie an Leitwerken. Buhnen und Leitwerke dienen unter anderem der Schifffahrt und dem Uferschutz. Sie verhindern Untiefen in Kurvenbereichen, Auskolkungen an Ufern und bei Niedrigwasser erhöhen sie den Wasserstand, indem sie das Wasser in der Flussmitte konzentrieren. Im Bereich von Buhnen stellen sich ebenfalls besondere Strömungen und Verwirbelungen ein. Zum einen um die Buhne herum, kommt es zu Verwirbelung auf der der Strömung abgewandten Seite. Dagegen verstärkt sich die Strömung an der Buhnenspitze in Richtung Flussmitte. Vor allem bei Niedrigwasser und der Vorbeifahrt von Schiffen stellen sich dann besonders starke Strömung und Strudel ein. Diese sind für Schwimmer und Badende lebensgefährlich, weil sie sie in die Flussmitte reißen können.
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Meer: Küsten und Strandbereich |
Auch an Küsten der Meere stellen sich diverse, teils lebensgefährliche
Strömungen und Söge ein. Die gefährlichsten sind die Strömungen der
Gezeiten bei Ebbe und Flut sowie die so genannte Rippströmung. Auf
diese beiden Phänomene möchte ich nun mal eingehen. Bei Ebbe, also ablaufendem Wasser, ergeben sich mehrere Gefahrensituationen bzw. Gefahrenbereiche. Zum einen ist die starke Strömung gefährlich, die vom Strandbereich aufs offene Meer hinaus zieht. Gewaltige Wassermassen werden von der Küste abgezogen, wodurch sie sowohl im Strandbereich, als auch im Küstenbereich und an und um Inseln bzw. Sandbänke herum besonders starke Strömungen einstellen. Ist auch noch starker auflandiger Wind mit im Spiel kann es durch die Gegenströmung zu besonders starker Wellenentwicklung kommen. Schwimmer und Badende können durch die Strömung aufs offene Meer hinaus gesogen werden. Wer zum Beispiel mit einem Schlauchboot oder gar einer Luftmatratze auf dem Wasser ist bei Ebbe und auch noch ablandigen Wind hat, kann unter Umständen nicht mehr mit eigener Kraft zurück ans rettende Ufer gelangen. Auch im Bereich von Inseln kann es durch den entstehenden Engpass (dicker roter Pfeil) zu extremer Strömung kommen. Auch im Bereich der dem Binnenland zugewandten Inselbereich ist oftmals eine besonders starke Strömung bzw. Sogwirkung auszumachen.
Flut - auflaufendes Wasser Auch bei der Flut ergeben sich gleich mehrere Gefahrensituationen. Zum einen entsteht durch das zurückkommende Wasser im Bereich von Inseln und Hafeneinfahrten eine besonders starke Strömung, denn die auflaufenden Wassermassen werden durch die Verengung des Querschnitts komprimiert bzw, kanalisiert. Es können sich unter Umständen auch größere Wirbel oder Strudel bilden, die die Schiffahrt behindern kann; besonders Sportboote können aus dem Fahrwasser gezogen werden. Es besteht die Gefahr von Kollision oder auf Grund laufen. Daher unbedingt die ausgewiesenen Fahrrinnen- und Fahrwasserbereiche benutzen. Bei Watwanderungen ohne Wattführer, kann man bei auflaufender Flut vom Wasser eingeholt werden und sieht sich plötzlich vom steigenden Wasser umringt. Nicht selten muss dann die Seenotrettung eingreifen, um vom Wasser eingeschlossene Wattwanderer vor dem Ertrinken zu retten. Weitere Informationen zu den Gezeiten entnehmen Sie bitte der Seite Nordsee/Ostsee hier bei pegeldeutschland.de links in der Leiste.
Reißende Bäche nach Unwettern Nach Wolkenbrüchen kommt es oftmals binnen weniger Minuten zu Überflutungen von Straßen, Unterführungen, Mulden und Tälern. Sturzbäche können sich von Feldern, Hängen, Felsen und Waldgebieten ergießen. Dabei stellt sich eine sehr kräftige Strömung braunen Wassers ein. Es werden Schlamm, Sand, Kies und Geröll mit den Fluten transportiert. Diese sorgen dafür, dass man zu Fuß, per Fahrrad, Motorrad oder mit dem PKW die Bodenhaftung verlieren kann. Es wird also nicht nur glitschig. sondern schnell strömendes Wasser hat eine besonders starke Gewalt und Kraft Dinge, die sich ihm in den Weg stellen, mitzureißen! Man wird also mit Leichtigkeit von den Beinen bzw. von der Straße oder dem Feldweg fortgerissen! Außerdem kann man in den braunen Fluten die Wassertiefe nicht erkennen oder abschätzen. Immer wieder versinken daher Autos in Unterführungen und in Senken, da sich die Fahrer "sicher" fühlen. Dies ist aber ein fataler Trugschluss. Am Ende versinkt der Wagen in den Fluten oder wird abgetrieben. Man begreift einfach nicht, wie leicht ein Auto erst aufschwimmt, abgetrieben wird, um dann schnell zu versinken. Gelangt Wasser in den Motorraum oder durch den Auspuff ins Wageninnere, dann säuft der Motor ab und nichts geht mehr. Weggespülte Kanal- und Gullydeckel stellen auch eine unsichtbare Gefahr dar. Ob Fußgänger oder Kraftfahrer - dies sind heimtükische Gefahrenquellen aus denen man sich nicht mehr mit eigene Kraft befreien kann. Auch können Treibgut, Unrat, Äste, Baumstämme etc. in den Fluten zu einer zusätzlichen Belastung werden, denn auch dies wirkt sich auf Hindernisse sehr gefährlich aus. Daher der eindringliche Rat: Warten Sie lieber bis die Sturzflut vorüber ist, bis das Wasser abgelaufen ist. Nach Gewitterregen läuft das Wasser in der Regel nach eine kurzen Weile rasch wieder ab. Gefährden Sie nicht ihr Leben und/oder riskieren Sie nicht ihren Wagen unbrauchbar zu machen, nur weil Sie ungeduldig sind.
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Wellen: Wellenverdopplung / Wellenschlag |
Grundsätzlich ist übermäßiger Wellenschlag zu vermeiden Erhöhter Wellenschlag schädigt Uferbefestigungen, Uferschutz, Hochwasserschutzeinrichtungen sowie die Fauna und Flora in Ufernähe. Erhöhter Wellenschlag kann durch zu schnellen Fahren der Schiffe ausgelöst werden, oder auch durch die Rückkopplung von Ufern und Mauern. In der Skizze sind die auf die Mauer gerichteten Wellen in blau dargestellt. Sie prallen auf die Kaimauer bzw. in das Hafenbecken. Dabei werden sie etwas abgeschwächt von der Mauer zurückgeworfen (rot dargestellt). Die nächste nachrollende Welle trifft dabei auch die zurückgeworfene Welle. Dabei summieren sich die zwei Wellenberge und es entsteht eine viel größere Welle (weiß = 3). (1 bis 3). Dies kann bei ruhigem Wasser durch diverse Schiffe oder Sportboote geschehen, oder bei starkem Wellengang durch Wind. Alleine bei windigem Wetter ist das aufschaukeln von Wellen in Hafenbecken, an Kaimauern zu beobachten. Wenn dann auch noch Schiffe zu schnell fahren und deren Wellen in die natürlichen Wellen hineinstoßen, schaukeln sich besonders große Wellen auf. Dabei können festliegende Schiffe Schaden nehmen, indem sie gegeneinander stoßen, bzw. gegen die Kaimauer oder gegen Stege schlagen. Im schlimmsten Fall können Boote dann auch kentern. Deshalb ist besonders umsichtiges Fahrverhalten einerseits und auch die besondere Beobachtung in Küsten- und Hafenbecken sowie im Bereich von Schleusenanlagen enorm wichtig! |
weiterführende Links: Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger:
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