Sturmfluten - Die Entstehung

Letzte Aktualisierung: Freitag, 30. Dezember 2016 - 12:27 Uhr MEZ


Nordsee

Großwetterlage am 3.01.1976 und 4.01.1976 

      

Sie sehen hier die Bodendruckwetterkarten der Wetterlage, welche die höchste bisher aufgezeichnete Sturmflut an der Nordseeküste auslöste. Ausschlaggebend für die Entstehung einer Sturmflut an der Nordsee sind schwere Stürme, die mit Windrichtungen aus Nordwest lang andauernd das Wasser der Nordsee in die Deutsche Bucht hereindrücken. Die weißen Linien sind die so genannten Isobaren (sie markieren die Linien gleichen Luftdruckes und je enger die Isobaren aneinander liegen, je größer also die Luftdruckdifferenz auf engstem Raum ist, desto stärker wehen die Winde. Bei Tiefdruckgebieten weht der Wind entgegen den Uhrzeigersinn, in Hochdruckgebieten im Uhrzeigersinn. Je nach Anordnung von Hoch- bzw. Tiefdruckgebiet wehen also die Winde aus entsprechenden Richtungen.

Wir sehen am dritten Januar 1976 ein Orkantief über der Nordsee, es zog rasch nach Osten und war bereits am Folgetag über Polen angelangt. Sein Sturmfeld (mit den violetten Pfeilen gekennzeichnet) überquerte dabei die Nordsee und Orkanböen aus Nordwest traten daher über mehrere Stunden lang auf. So wurden große Wassermassen aus der Nordsee gegen die Küsten gedrückt.

Dabei verstärkt sich der Staueffekt im Bereich der Elbe, deren geologische Gegebenheiten bei Sturmfluten wie ein Trichter wirken. Dadurch werden enorme Wassermassen in die Elbmündung gedrückt und so kam es am dritten Januar 1976 zu der bisher höchsten Sturmflut an der Nordseeküste. Nach der verheerenden Sturmflut von 1962 hatte man Konsequenzen gezogen, Deiche erhöht und das Warnsystem modernisiert und obwohl der Pegel in Hamburg mit 6,45 Metern über Normalnull auf ein Rekordmaß anstieg, hielten sich die Schäden im Vergleich zu 1962 in Grenzen.

 

Nordweststurm drückt die Wassermassen der Nordsee in die, quasi die wie ein Trichter geformte, deutsche Bucht. Wobei das Wasser auch in die Ems, Weser und Elbmündungen hineingepresst wird. Je länger eine Sturmlage andauert und je stärker der Mittelwind bläst, desto höher läuft eine Sturmflut auf. An der Ostsee spricht man von Sturmhochwasser, da hier die Gezeiten (Ebbe und Flut) kaum spürbar sind. Bei Sturm aus Nordost wird das Wasser aus der nördlichen Ostsee gegen die deutsche Ostseeküste gedrückt. Besonders hoch fällt das Hochwasser auf, wenn ein Orkantief von West nach Ost über Südskandinavien hinwegzieht. Dann stellt sich der so genannte Badewanneneffekt ein. Dabei wird auf der Vorderseite, also dem vom Westen aufziehenden Orkantief, mit Süd und Südwestwinden das Wasser der Ostsee nach Nordosten weggedrückt. Mit der Passage des Orkantiefs bzw. auf der Rückseite des Orkantiefs dreht dann der Orkan auf Nord- Nordost. Damit wird das zuvor nach Nordosten abgedrängte Wasser umso massiver wieder zurück in die Küstengebiete Deutschlands gepresst.

 

 

Sturmfluten an der Nordsee fallen bei der so genannten Springtide besonders hoch aus. Springtide/Springflut wirkt sich besonders bei Vollmond aus, bzw. einen Tag nach Vollmond. Dann sorgt die Anziehungskraft des Mondes für eine erhöhte Flut, wenn die auflandigen Winde längere Zeit mit Orkanstärke ihr Unwesen treiben.  Stehen Mond, Erde und Sonne in einer Linie, also bei Vollmond oder Neumond, wirken die Einflüsse von Sonne und Mond in die gleiche Richtung: Ihre jeweiligen Flutberge türmen sich übereinander und verursachen eine besonders hohe Flut und man nennt dies dann Springflut. In der Regel beträgt der Tidenhub in Deutschland rund vier Meter, in England rund acht Meter und in Kanada in der Bay of Fundy beträgt der Tidenhub in einigen Meerengen bis zu 15 Meter. Der Tidenhub, also die Gezeiten, werden auch in Energie umgewandelt, denn das auf- bzw. ablaufende Wasser der Flut sorgt für starke Strömungen welche in so genannten Gezeitenkraftwerken in Strom umgewandelt werden. Die Meeresbereiche welche während der Gezeiten freigelegt bzw. überflutet werden, nennt man Watt.

 

Das Gegenteil von Springflut ist die Nipptide. Sie wirkt sich Sturmflut hemmend aus, denn der Mond steht im Neumond und kann sich somit nicht auf die Sturmflut erhöhend auswirken. Der so genannte Tidenhub ist die Differenz zwischen Ebbe (tiefstem Wasserstand des ablaufenden Wassers) und Flut (höchster Stand der auflaufenden Flut). Alle vierzehn Tage kommt es durch den Umlauf des Mondes zu einer Springflut, Eine Nippflut tritt alle 14 Tage auf; immer etwa 7 Tage nach Neumond oder Vollmond.

 

Am 16. Februar 1962 brachen die Deiche der Nordsee an vielen Stellen, und nach Orkanböen von bis zu 200 Kilometern pro Stunde kam es zur bisher verheerensten Sturmflut an der deutschen Nordseeküste. Sehr schlimm traf es die 100 Kilometer von der Küste entfernt liegende Stadt Hamburg wo ganze Stadtteile überflutet wurden, die Strom- und Gasversorgung ausfiel und mehr als 300 Menschen Opfer der kalten Fluten wurden. Etwa 60 000 Menschen entlang der Elbe wurden zudem obdachlos. Der Pegel in Hamburg zeigte 5,70 Meter über Normalnull an. Eine Übersicht über die höchsten Sturmfluten der vergangenen Jahre finden Sie auf der Übersichtsseite der  Pegelrekorde hier bei pegeldeutschland.de. Unter dem Hinweis "Funktion eines Pegels" finden Sie auch Bilder von Sturmflutmarken in Neuharlingersiel sowie Deichmarken.

 

Einige sehenswerte Internetadressen zur Nordsee: Hallig Groede Dort betreibt der Wetterdienst MeteoGroup auch eine eigene Wetterstation! Neuharlingersiel mein Lieblingsort am Festland. Meine Lieblingsinsel Norderney.  Die Wetterstationen  der Nordsee finden Sie hier, hier die Wettervorhersagen für die Ostfriesischen Inseln  und die Nordfriesischen Inseln

 

Ostsee

Sturmfluten treten nicht nur an der Nordsee auf

Wir sehen hier die Bodendruckwetterkarte vom 21.02.2002. Ein Sturmtief zog rasch von der Nordsee zur Ostsee, verstärkte sich dann und sorgte  für längere Zeit durch nördliche bis nordöstlichen Winde dafür, dass Orkanböen das Wasser der Ostsee mit ungeheurer Wucht gegen die Deutsche Ostseeküste drückte. (Pfeile)

Das Resultat war eine beachtliche Sturmflut die in Warnemünde einen Pegelwert von 6,58 Metern zustande brachte. Der höchste an der Ostsee registrierte Wasserstand am Pegel Warnemünde beträgt nach neuesten Berechnungen im Jahr 1872 7,70 Meter. Im Jahre 1904 sind 6,90 Meter erreicht worden. Weitere Sturmfluten der Ostsee finden Sie bei den Pegelrekorden.

Besonders schwerwiegend können die Ostseesturmfluten werden, wenn die Natur den so genannten "Badewannen-Effekt" entstehen lässt. Dieser entsteht immer dann, wenn eine sehr starke Süd- bis Südwestströmung (oftmals vorderseitig der aus Westen her aufziehenden Sturmtiefs) das Wasser der Ostsee zunächst nach Nordosten wegdrückt und dann auf der Rückseite des Sturm- bzw. Orkantiefs mit Orkanböen der Wind dreht und aus Nord- bis Nordost das Wasser plötzlich nach Süden/Südwesten gegen die deutsche Ostseeküste zurück drückt.

Weitere Informationen finden Sie auch beim  Staatlichen Amt für Umwelt Rostock

Gezeitentabellen und Berechnungen für die Nord- und Ostsee finden Sie bei beim Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie.  Zum ARD Wetterstudio auf Hiddensee zur ARD Webcam


Links

T-Online Deutschland-Wetter

T-Online Profi-Wetterkarten

T-Online Niederschlagsradar

T-Online Wetterkanal (weishaupt)

Pegelrekorde Deutschland/Österreich

Dies ist eine private, nicht-kommerzielle Seite von Andreas Wagner: Impressum und Haftungsausschluss. Es kann auf dieser Seite keine Gewähr auf Vollständigkeit und Aktualität gegeben werden. Alle Pegelangaben sowie die privaten Abschätzungen und Vorhersagen (circa-Angaben) sind ohne Gewähr!

© Andreas Wagner  Kontaktadresse Andreas Wagner

Counter gratis
Zugriffe seit 1.1.2000