Wetterlagen die zu Hochwasser oder zu Niedrigwasser führen

Letzte Aktualisierung: Donnerstag, 25. August 2016 - 11:37 Uhr MESZ


HOCHWASSER - Troglage und Vb-Wetterlage

Sie sehen hier nun einige Informationen über die Großwetterlagen, die uns in Deutschland und Mitteleuropa gefährliches Hochwasser bringen können.

Bei der Wetterlage "Trog Mitteleuropa" setzt sich ein vor allem in höheren Luftschichten der Troposphäre ein so genanntes Höhentief fest. Es ist quasi abgekoppelt und zwischen Hochdruckgebieten eingekeilt. Dabei ist die Strömungsrichtung wie in einem "Futtertrog" ausgerichtet. Über Westeuropa strömen feucht-kühle Luftmassen nach Süden, über Osteuropa warme bis heiße Winde nach Norden. Im Übergangsbereich dieser, zumeist in Staffeln angeordneten Übergangszonen entwickeln sich dann diverse Starkregen oder Gewitterfronten. In nachfolgendem Beispiel bilden sich diese Unwetterzonen über Westeuropa und Frankreich und werden dann in die typische entgegen des Uhrzeigers ausgerichteten Strömung von Südwesten nach Nordosten hinweggeführt.  Die Starkregen und Gewitterfronten sind dabei teils unregelmäßig, teils linienartig und in unterschiedlicher Intensität über die Landschaft verteilt. Da sich bei dieser Wetterlage zumeist kaum stärkere Winde in höheren Luftschichten ausbilden können, ziehen diese Unwetterzonen oft nur sehr langsam über uns hinweg. Dadurch können sie ungeheuer große Regenmengen abwerfen. Da sich die Luftmassen auf dem Weg vom Atlantik und Frankreich zu uns etwas aufwärmen, können sie dann noch mehr Feuchtigkeit fassen und dann in den Gewittern wieder abregnen.

Trog Mitteleuropa: Gewitter- und Starkregenkarussel bringen Unwetterserien:

 

Die nachfolgende Wetterlage ist der vorangegangenen gar nicht so unähnlich. Sie zeichnet sich jedoch durch eine Besonderheit aus und wird deswegen Vb-Wetterlage genannt. Benannt nach dem Meteorologen van Webber, der die typischen Großwetterlagen für Europa klassifiziert hat.

Die nachfolgende Karte zeigt die Vb-Wetterlage. Dabei ist die Hauptströmung auf dem Atlantik an der Ostseite einer ausgeprägten Hochdruckzone südwärts gerichtet. Damit stößt kühle und sehr feuchte Meeresluft aus nordatlantischen Regionen in Richtung Südeuropa Spanien. Auf ihrem Weg nach Süden erwärmt sich diese Luft allmählich. Sich erwärmende Luft hat die Eigenschaft mehr Wasser in Form von Wasserdampf aufzunehmen, als kühlere Luft. So nimmt die Luftmasse auf ihrem Weg über die Meeresoberfläche immer mehr Wasser auf. Ein eingelagertes Tiefdruckgebiet (ich nenne es einfach mal x) zieht in dieser vorgegebenen Höhenströmung vom Nordatlantik zur Küste Portugals. Oftmals über Spanien und Südfrankreich biegt diese Luftströmung nach nach Osten ein und streicht dann über das sehr warme Mittelmeerwasser. Dort kann die ohnehin schon stark mit Wasserdampf gesättigte Luft und gleichzeitig drastischer Erwärmung noch viel mehr Wasser in Sich aufnehmen. Meist im Golf von Genua oder in Oberitalien bildet sich dann das vom Atlantik kommende Tief immer stärker aus. (aus einem kleinen Tief "t" wird ein ausgewachsenes kräftiges Tief, daher mit einem "T" gekennzeichnet).

So biegt dann Tief x über Oberitalien auf Nord oder Nordostkurs ein und überquert die Alpenregion nach Norden. Diese Wetterlage kann im Alpenraum zu katastrophalen Überschwemmungen führen, da die feucht-warmen Luftmassen gegen das Alpenmassiv gedrückt werden und sich verstärkt ausregnen. Auf seinem weiterem Weg über Österreich oder Tschechien zieht das Starkregengebiet von Tief x dann auch weiter nach Norden und kann in Süd- und Ostdeutschland, in Tschechien und Polen zu weitreichenden Überschwemmungen führen. Bei dieser Wetterlage ist die feuchtwarme Luft derart gesättigt, das sich durchaus großflächig / flächendeckend 80 bis 150 Liter Regen pro Quadratmeter binnen 24 Stunden über den Flusseinzugsgebieten ergießen können. Werden diese Wolkenmassen über einen längeren Zeitraum gegen Gebirge (Bayerischer Wald, Alpen, Erzgebirge, Siebengebirge) gepresst, können auch 200 bis 400 Liter auf jeden Quadratmeter binnen 48 Stunden fallen. Natürlich eben gerade in den Bergen bei solchen Regenintensitäten kein Halten mehr. Gigantische Wassermassen rasen schnell zu Tal und schießen in die Täler und in die kleinen Bäche. Extreme Pegelstände stellen sich dann in wenigen Stunden ein und die geballte Gewalt der Wassermassen ergießt sich bald in die größeren Flüsse und Ströme. Es können sich dann recht oft neue Rekordhochwasser ausbilden.

Die hier exemplarisch dargestellten Szenerien haben unter anderem zu den neuen Extremhochwassern an der Donau, der Elbe, der Oder sowie des Oberrheins geführt. Auffällig ist die Häufung dieser Extreme etwas seit dem Jahr 2000. Alleine an der Donau haben sich seitdem mit die schwersten Fluten eingestellt. Mit ein Grund ist hier neben dem Klimawandel auch der Raubbau an der Natur. Gewaltig große Flächen sind im Alpenraum und generell in den Einzugsgebieten durch neue Touristenattraktionen und Gewerbe- sowie Wohngebiete und Einkaufszentren bebaut und somit versiegelt worden. Wo soll das Wasser also hin? mehr zu diesem Thema auch in der Rubik FAQ "Fragen und Antworten" hier auf pegeldeutschland.de

 

Vb-Wetterlage: Wenn Tief x vom Mittelmeer nach Deutschland zieht:

HOCHWASSER - ausgeprägte West- Südwestwetterlage

In der Regel stellt sich Hochwasser nach längeren regenreichen Witterungsabschnitten ein. Das ist der Fall, wenn eine ausgeprägte, beständige West- bis Südwestwetterlage Deutschland, Frankreich und die Schweiz beeinflusst. Dann kommt es besonders im Einzugsgebiet des Rheins sowie des Mains zu Hochwasser. Auch im Westen Deutschlands kann es zu starkem Hochwasser von Nordrhein-Westfalen über Hessen, Niedersachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen kommen. Vor allem aber sind der Westen und der Südwesten dann von Hochwasser betroffen, da die Regengebiete an den West- und Südweststaulagen der Vogesen, des Schwarzwaldes, der Eifel, des Hunsrücks hohe Regensummen bringen. Wenn Regenwolken gegen die Mittelgebirge gedrückt werden, dann werden sie zwangsläufig angehoben, denn die feuchten Luftmassen müssen ja über die Berge hinweg. Da die Luftmassen bzw. die Wolken also angehoben werden, gelangen sie in kältere Luftschichten. Daher kühlt sich die feuchte Meeresluft stärker ab und die Niederschläge intensivieren sich. Besonders am Schwarzwald und am Bayerischen Wald können dann unter Umständen mehrere hundert Liter Regen an den Westflanken niedergehen. Aber auch im Einzugsgebiet der Sauer bringen die Ardennen und die Eifel erhöhte Regenmengen zustande. In Nordrhein-Westfalen regnet es dann besonders intensiv im Bergischen Land, Oberbergischen und im Sauerland. In Niedersachsen an den Westflanken des Harzes, in Thüringen am Rennsteig, aber auch im Oberpfälzer Wald, am Bayerischen Wald sowie im Böhmerwald.

 

 

Diese für Hochwasser gefährliche Wetterlage zeichnet sich durch große Temperaturgegensätze über Europa aus. Im Übergangsbereich von eisig-kalter Polarluft bei Island und milden bis sehr milden Luftmassen über Mittel- und Südeuropa bildet sich ein umfangreiches und kräftiges Tiefdrucksystem bei Island. Zahlreiche kleinere Tiefs ziehen an der Südflanke des steuernden Islandtiefs vom Atlantik kommend über England und die Nordsee weiter nach Nordosten bzw. nach Westen. Solche so genannten Tiefdruckfamilien oder Tiefdruckketten bringen immer wieder ergiebige Regenfälle. Diese können teils miteinander verschmelzen bzw. miteinander verbunden sein und dann regnet es lang anhaltend und ergiebig. Durch die Tiefs werden die kalten, feuchten Meeresluftmassen auf die warmen, feuchten Luftmassen subtropischen Ursprungs geführt. Dann bilden sich ergiebige Regengebiete (schraffiert dargestellt). 

 

Diese Wetterlage führte unter anderem zum Rekordhochwasser der Mosel. Sehen sie dazu Links in der Leiste in der Rubrik Verifikationen meine Artikel zum Moselhochwasser

Zwischen den Hochdruckgebieten über den Azoren bzw. Süd- und Südosteuropa baut sich dann eine regelrechte Rennstrecke auf. Eine Starkwindzone mit der diese Tiefs in schneller Abfolge vom Atlantik kommend über Mitteleuropa hinwegziehen. Nicht selten kommt es bei dieser Großwetterlage neben Starkregen und Hochwasser auch zu schweren Sturmereignissen.  Stellt sich diese Großwetterlage nach einem kälteren und schneereichen Witterungsabschnitt ein, dann kommt auch noch die Schneeschmelze aus dem hohen Bergland hinzu.

 

Wenn die Böden nach einer länger andauernden regenintensiven Witterung mit Wasser voll gesättigt sind, zeigen sich oftmals ganze Seenlandschaften auf Feldern und überall bleiben Pfützen in unbefestigtem Gelände sichtbar. Neuer Regen kann dann schnell in seinem vollen Umfang sofort abfließen und die Pegelstände rasch und markant ansteigen lassen.

 

 

Niedrigwasser durch die Blocking-Wetterlage

Nun möchte ich auf das Gegenteil der Hochwasserlage zu sprechen kommen, nämlich der eingangs angesprochenen "Blocking-Wetterlage", die zu Niedrigwasser unserer Bäche, Flüsse und Ströme aber auch zu Trinkwasserknappheit und eine Dürreperiode führen kann.

 

Diese Wetterlage kann sehr langlebig sein und mehrere Wochen am Stück, manchmal auch mit nur kurzen Unterbrechungen, andauern.

Hier baut sich dann eine umfangreiche und kräftige Hochdruckzone über Skandinavien und Osteuropa auf. sie blockiert dann die Westwindströmung. Quasi wie ein Brückenpfeiler die Strömung in einem Fluss teilt, teils diese Hochdruckzone die Westwindströmung in zwei Bahnen auf. Der größere und stärkere Zweig biegt vor England in Richtung Norden nach Island und zum Nordmeer hin ein. Der zumeist kleinere und schwäche Zweig der Westwindströmung verliert sich entweder in Richtung Spanien, manchmal aber setzt sich auch eine Westströmung im Mittelmeerraum bis nach Griechenland und die Türkei durch, um sich dann hinter dem Skandinavienhoch über dem Nordkapp oder über dem Nordwesten Russlands wieder mit dem nördlichem Zweig der Westwindströmung zu vereinigen. Die Regengebiete werden also von Deutschland abgeblockt und können uns nicht erreichen. 

Bei dieser Wetterlage ist die Luftströmung im Sommer sehr warm bis heiß und sehr trocken, denn es wird aus Russland Festlandsluft oder auch Kontinentale Luft zu uns geführt. Sie zeichnet sich nicht selten durch kräftige und sehr trockene östliche Winde aus, wobei die Kombination mit starker Sonneneinstrahlung zu hohen Verdunstungsraten führt. Dabei wird der Vegetation und den Böden viel Wasser entzogen. Auch tiefwurzelnde Bäume saugen dann große Mengen Wasser aus dem Untergrund, der Grundwasserspiegel sinkt und die Wasserstände an den Bächen, Flüssen, Strömen, Seen und Talsperren sinken nachhaltig rasch ab. Dies führte im Sommer 2003 zu dem Rekordsommer  Diese Wetterlage kann südlich der Alpen zu schweren Überschwemmungen führen. Manchmal bildet sich daraus auch eine so genannte Vb-Wetterlage. Dann liegt das Skandinavienhoch noch weiter westlich im Raum England - Norwegen. Tiefdruckgebiete die über Spanien ins zentrale Mittelmeergebiet ziehen, saugen sich mit sehr feuchter Mittelmeerluft voll und werden über Oberitalien und Österreich über Tschechien nach Polen gelenkt. Dadurch entstand unter anderem die Oderflut 1997, die letzten Elbefluten sowie die Donauflut im Juni 2013.

 

 

Manchmal vereinigt sich auch das Azorenhoch über eine Hochdruckbrücke mit dem Skandinavienhoch, dann findet der südliche Zweig der Westwindströmung nicht statt und die Westströmung biegt als ganzes über dem Atlantik in Richtung Island und Nordmeer ab (das Hoch über Frankreich in dieser Skizze soll diese Version andeuten). Im Winter kann die skizzierte Großwetterlage auch zu langen Kältewellen führen, wobei die Schifffahrt dann durch Eisgang beeinträchtigt werden kann.

 

Die Saat geht nicht auf, Wiesen und Büsche verdorren, junge Bäume zeigen schnell gelbe Blätter oder gehen ein. Auch große Bäume können dann früh im Sommer gelbes Lauf abwerfen, weil sie im Trockenstress sind.

 

 

 

Eislage durch längere Kälteperioden

In seltenen Fällen kann sich über Skandinavien ein starkes Kältehoch etablieren. Manchmal kann es mehr nach Grönland, manchmal bis nach Sibirien gerichtet sein. Im Zusammenspiel mit einer kräftigen Tiefdruckzone über Südeuropa bildet sich dann eine markante eisige Ostwindwetterlage aus. Mit ihr wird aus den Tiefen Russlands, eventuell auch aus dem Uralgebiet eisige und oft auch trockene Festlandsluft nach Deutschland und Mitteleuropa geführt. Tageshöchsttemperaturen unter -10 Grad sind dann möglich. Nachts, bei sternenklarem Himmel kühlt sich die Luft nicht selten auf -15 bis -20 Grad und darunter ab. Besonders dann, wenn sind eine frisch gefallene Schneedecke eingestellt hat sind auch Tiefstwerte um -25 Grad und darunter drin. In windgestützten Tälern der Berge sind dann auch -30 Grad drin. 

Diese Wetterlagen können mehrere Tage und Wochen anhalten und dann für starke Eisbildung an Schleusen, Wehren, in Kanälen, Häfen und in den Flüssen sorgen. In den vergangenen Jahren kam es immer wieder zu Behinderungen der Schifffahrt durch Eisgang oder Vereisung. Vor allem im Osten Deutschlands. Dort sind die Luftmassen meist kälter und hartnäckiger, als im Westen Deutschlands, wo der milde Atlantik mit dem Golfstrom nahe ist.

Eisgang auf der Mosel bei Trier an der Römerbrücke 1986. Teile des Uferbereiches sind bereits bis zur Schifffahrtsrinne an den Brückenpfeilern komplett zugefroren. 

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