Küstenschutz = Hochwasserschutz = Naturschutz |
Letzte Aktualisierung: Mittwoch, 24. August 2016 - 20:04 Uhr MESZ |
Dünenlandschaft (Beispiele von der Insel Norderney)
Zunächst einige Informationen zu den Ostfriesischen Inseln sowie zur Nordsee:
Zur Nordsee: Die Nordsee ist durchschnittlich 94 Meter tief. Sie ist ein Randmeer des Atlantischen Ozeans. Entlang einer rund 150 Kilometer langen Küste leben etwa 80 Millionen Menschen, die Nordsee selbst ist ein wichtiger Handelsweg und dient als Schifffahrtsweg zu den Weltmärkten. Die südliche Nordsee ist zusammen mit dem angrenzenden Ärmelkanal die am dichtesten befahrene Schifffahrtsregion der Welt. Sturmfluten behindern immer wieder die Schifffahrt und die Bewohner im Küstenbereich. Vor allem bei länger anhaltendem Nordweststurm können sich hohe Wasserstände einstellen, bei starkem Südostwind tritt markantes Niedrigwasser auf, was ebenfalls die Schifffahrt stark beeinträchtigen kann.
Gezeiten: in einem Rhythmus von rund 12,5 Stunden wechseln sich Ebbe und Flut ab. Die Differenz zwischen dem niedrigsten Wasserstand (Ebbe) und dem höchsten Wasserstand (Flut) nennt man Tidenhub. Dieser beträgt im Durchschnitt 2 bis 4,5 Meter entlang der Küste. Je nach Windstärke und Windrichtung variiert der Tidenhub. Zu einer so genannten Springflut kommt es einen Tag nach Vollmond. Überlagern sich dabei der stärkste Wind mit der astronomischen Flut, dann kommt es zu besonders starkem Hochwasser. Die stärkste Sturmflut bei Hamburg war am 03.01.1976 mit einem Wasserstand von 6,45 Meter über NN. Weitere Infos auf der Seite Pegelrekorde sowie auf der Seite zu Sturmfluten und den Bauwerken an der Küste auf www.pegeldeutschland.de
Zu den Ostfriesischen Inseln: Die Ostfriesischen Inseln bezeichnet eine deutsche Inselgruppe. Sie liegen vor der niedersächsischen Küste und gehören zum Nationalpark Wattenmeer. Die Inseln ziehen sich auf rund 90 Kilometer entlang der Küste. Von West nach Ost: Borkum, Juist, Norderney, Baltrum, Langeoog, Spiekeroog und Wangerooge. Von der Fläche her ist Borkum die größere der Inseln, Norderney mit der größten Stadt. Zu den Ostfriesischen Inseln zählen noch 4 unbewohnte Inseln Lütje Horn bei Borkum, Memmert, die Kachelotplatte bei Juist. Minsener Og und Mellum bei Wangerooge. Mellum gehört jedoch bereits zum Elbe-Weser-Dreieck. Zwischen den Inseln und dem Festland befindet sich das ausgedehnte Wattenmeer das bei Ebbe (Niedrigwasser) zum großen Teil trocken liegt. Nach heutigen Thesen sind die Inseln durch Strömungen, Sturmfluten und Meeresablagerungen entstanden. Strömungen und Fluten trennten die Inseln vom Festland ab. Dabei verändern sich die Inseln - die verlagern sich langsam weiter nach Osten durch die Gezeitenströmungen. Vor allem bei der Insel Wangerooge ist eine Verlagerung von einigen Metern pro Jahr festzustellen. Bei Ebbe kann z.B. die Insel Norderney auch zu Fuß per Wattwanderung erreicht werden. Aber Obacht! Dies sollte man nur mit erfahrenen Wattführern wagen. Nicht selten geraten Menschen in Seenot, weil sie im Watt von der Flut eingeholt und eingeschlossen werden. Sturmflutfrühwarnungen erstelle ich auf meiner Seite für die Nord- und Ostsee hier bei www.pegeldeutschland.de
Das Eingangsbild zeigt die Situation aus der Luft. Eingerahmt ist der Bereich der sich besonders starken Veränderungen unterziehen muss. Hier schützen einzig Dünen die Rückseite der Insel. Bei schweren Sturmfluten wird dieser Bereich jedoch teilweise überströmt. Starke Brecher und eine gewaltige Strömung transportieren dann große Mengen an Sand, Schlick und Sedimenten. Diese lagern sich auf der Rückseite oder der Inselspitze wieder ab. Die Insel wandert langsam und wird in die Länge gezogen. Im rechten Bereich der Insel zeigt eine dichte Vegetation eine stabile Dünenlandschaft an. Dort werden die Fluten abgeblockt.
Gezeitenströmungen, Wind und Wellen schaffen eine einzigartige, ja atemberaubende Landschaft im Nationalpark Wattenmeer. Luftaufnahmen auf dieser Seite mit freundlicher Unterstützung von Pilot Christian Horn durch Ultraleichtflieger Reichelsheim / Hessen
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Ich habe bei meinem letzten Urlaub auf Norderney im Juni 2015 so manche Zweibeiner auf den Dünen beobachten können. Ich möchte mit diesem Artikel nochmals auf die Wichtigkeit von unversehrten Dünen und Schutzgebieten hinweisen, damit Mensch, Tier und Hochwasserschutz im Einklang bleiben.
Diese Schautafel am Aussichtspunkt am Nordstrand von Norderney zeigt den Aufbau der Dünenlandschaft. Die Dünen sind überaus wichtiger Bestandteil beim Thema Küstenschutz. Sie diesen u.a. als Hochwasserschutz bei Sturmflut und vermindern den Landverlust bei Fluten. Sie bieten den vielen verschiedenen Vogelarten als Ruheraum, Brutstätte und Nahrungsquelle.
Am Fuße der Düne sieht man gelegentlich eingelegtes Reisig oder Reisigbündel. Sie geben dem Bewuchs (Strandhafer bzw. Strandquecke) besseren Halt und verhindern zudem das fortwehen und abrutschen des feinen Sandes. Dies ist für den Fortbestand der Dünen sehr wichtig. Deswegen Hände weg und nicht betreten!
Gut ist auf diesem Bild zu erkennen, das der feine Sand durch den Bewuchs festgehalten wird. Dies ist der so genannte Strandhafer bzw. Strandquecke. Er kann auch einen gewissen Salzanteil vertragen, benötigt dennoch regelmäßig Süßwasser in Form von Regen. Der fortwährende Seewind wird gebremst und im Windschatten der Grashalme bleiben die Sandkörner liegen, ohne weit fortgeweht zu werden. Wächst die Düne an, wächst der Strandhafer einfach von unten her nach. Er bildet teils tiefere Wurzeln aus und bietet der Düne Stabilität.
Der größte Teil des Sandes stammt aus der Eiszeit. In der Eiszeit wurden Steine von den Gletschereismassen zu feinem Sand zerrieben. Da die Nordsee vergleichsweise sehr flach ist (bis zu 90 Meter), wird also durch die beständigen Westwinde immer wieder Sand aus dem Spülsaum der Gezeiten an den Strand transportiert. Bei Ebbe trocknet der Sand und wird vom Wind in das Landesinnere transportiert. Muscheln und Pflanzenreste (u.a. Algen) halten den Sand ebenfalls fest. Dann kommt der Wind ins Spiel. Dieser weht an der Nordsee überwiegend aus West - also meist aus der gleichen Richtung. So entstehen die Dünen über viele Jahre hinweg.
Doch das Meer gibt nicht nur - es nimmt auch wieder. So bei schweren Stürmen - durch hohe Wellen und Sturmfluten werden wieder große Mengen an Sand zurück ins Meer gerissen - Dünenabbrüche. Schreitet der Mensch nicht ein, dann kann der Blanke Hans (wie er an der Nordsee genannt wird) immer weiter in das Landesinnere einer Insel oder einer Küste vordringen und raubt fruchtbare Erde, nagt an Feldern und bedroht Ortschaften und Städte. Daher sind die Dünen ein sehr wichtiger Bestandteil der Küste und der Insel die es zu schützen gilt. Dabei kann jeder einen Teil dazu beitragen durch etwas Disziplin und Verantwortungsgefühl beim Urlaub auf den Inseln. U.a. wird ein Teil der Kurtaxen die man in den Orten begleichen muss, in die Instandhaltung der Strände und Dünen re-investiert. Nach großen Stürmen im Herbst und Winter müssen einige Strandabschnitte im Frühjahr wieder mit Sand aufgefüllt werden, teils werden sie künstlich wieder aufgespült.
Je dichter der Bewuchs einer Düne, desto standhafter und auch höher erhebt sich die Düne im Laufe der Jahre entlang des Spülsaumes des Meeres. Mit der Zeit siedelt sich niederes Buschwerk an, was die Standhaftigkeit der Dünne noch stärkt. Auf der Wind windzugewandten Seite bleibt der Bewuchs aber sehr dicht über der Dünne, denn ständige Sturmböen lassen keinen höheren Bewuchs zu. Kleine Triebe werden vom fortwährenden Seewind umgeknickt oder abgeknickt - das Buschwerk verzweigt sich dadurch immer mehr und wird dichter. Trockene Sommer sind ungünstig für die Dünenlandschaft. Denn in dem feinen Sand wird das Wasser schlecht gespeichert. Feuchte Sommer fördern das Pflanzenwachstum sowie den Wurzelbesatz, was die Dünen festigt. In Trocken-heißen Sommern verdorren die flachwurzelnden Büsche, die Wurzeln verlieren ihren Halt und der Wind hat wieder leichteres Spiel, die Sandkörner fortzutragen.
Hier noch ein Bild von der dem Wind zugewandten Seite einer gesunden Düne. Einige Dünen können im Lauf der Jahre 10 bis 20 Meter hoch wachsen. Im Hinterland der Insel schmiegen sich dann u.a. Holunder, Ginster, Sanddorn, Kiefern und Birken dicht an die Düne. Ja quasi stromlinienförmig ist das Buschwerk durch den Ansturm des Windes geformt. Je dichter das Buschwerk ist, desto standfester ist die Düne; sie wird also nicht abgetragen von Wind oder Regen und wandert nur noch langsam ins Landesinnere weiter. Zudem weitet sich der Windschatten von hohen Dünen weiter in das Inselinnere aus - es kommt also auch in bebauten Lagen zu einer Abnahme des Windes. Übrigens: Rund um das Mittelmeer gibt es kaum Dünen. Zum einen ist das Mittelmeer mehrere hundert Meter tief, zum anderen weht dort kein beständiger Westwind. Es weht vielmehr aus unterschiedlichen Richtungen; wenig dienlich für Dünen.
Weiter im Landesinneren können die Büsche und Bäume zwar Stämme ausbilden, dennoch werden sie durch den stetigen Westwind nach Osten gedrückt. Man nennt solche geduckten Bäume auch Windflüchter. Auch hier ist die Vegetation quasi stromlinienförmig an die Landschaft angepasst. Man erkennt also sehr gut die Hauptwindrichtung auf einer Insel bzw. an den Küstenabschnitten.
Wie sich eine Düne entwickeln kann, zeigt diese Skizze. Im Lauf der Jahre wächst die Düne in die Höhe und in der Breite. Im Frühstadium siedelt sich zunächst nur wenig Strandhafer an. Doch nach jedem Sturmereignis wird mehr Sand herantransportiert, die Düne wächst, mehr und mehr Strandhafer kann sich mit der Zeit ansiedeln. Feuchte Sommer begünstigen diese Entwicklung. Immer mehr Bewuchs siedelt sich im Laufe der Jahre an und bietet dem Wind mehr und mehr Widerstand. Somit kann immer mehr Sand abgelagert werden. Die Düne wird im Hinterland immer höher, verlagert sich aber durch ihre Masse unter günstigen Umständen auch weiter dem Meer entgegen. Weitere vorgelagerte Dünenerhebungen können sich bilden.
Dünen: Betreten verboten!
Es ist leider erforderlich oft diese Hinweisschilder aufzustellen, damit Touristen die Dünen nicht betreten. Schlimm das man, wie hier zu sehen, regelrechte Trampelpfade neben dem Hinweisschild erkennen kann. Dabei wurden eigenes diverse Aussichtsplattformen auf der Insel geschaffen, damit der neugierige Besucher Rundumblicke erhaschen kann, ohne die Dünen zu erklimmen und damit zu beschädigen. Die Grasnarbe und der Bewuchs sind die Lebensversicherung einer Düne - und nicht zuletzt auch einer Insel. Trampelpfade zerstören die Grasnarbe und bieten Angriffsfläche für Wind und Regen. Die Düne kann kann instabil werden, Sand wird verweht, Vegetation mit ihrem Wurzelwerk schwindet, die Düne wird abgebaut oder sprichwörtlich vom Winde verweht. Zudem brüten einige Vogelarten in den Dünen. Vögel und ihre Brut werden durch unsachgemäßes Betreten der Dünenlandschaft empfindlich gestört.
Eigens geschaffene Aussichtspunkte gibt es auf z.B. Norderney genug. Also Füße weg von den Dünen!
Weitere Probleme. welche die Standfestigkeit eines Deiches gefährden sind zum Beispiel Hasen bzw. Kaninchen. Zum Beispiel auf Norderney sind mehrere 10 000 Hasen unterwegs - eine wahre Schwemme. Wie die folgende Aufnahme zeigt, legen diese ihren Bau in einem Deich an. Sie hölen ihn aus und bauen eine fette Höhle. Der Bau dient natürlich als Nistplatz und Rückzugsort der Vierbeiner. Die Kaninchen sind natürlich lieb anzuschauen und süß und putzig und niemand will ihnen mutwillig böses, doch die gefährden die Deiche und somit das Leben der Inselbewohner und Touristen bei Sturmfluten. Deiche werden dann bei einer Sturmflut schnell ausgehölt und instabil. wenn die Wassermassen und große Wellen gegen die Deiche schlagen. Dann können Deiche brechen!
Weitere Ausführliche Infos zu Bauwerken und Hochwasserschutz an der Küste sowie Sturmflutfrühwarnungen von mir, finden Sie links in der Übersichtsleiste auf www.pegeldeutschland.de
Nun (weil es so schön ist) noch einige Impressionen von der Nordseeinsel Norderney
Flug über die Ostfriesischen Inseln im Sommer 2013 Ultraleichtflieger Reichelsheim / Hessen
Unverzichtbare Links aus der Region Nordfiesland
Norderneyer Zeitung NOMO
Radio Nordseewelle
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Links zu Wetter und Sturmflutvorhersagen |
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Sturmflutfrühwarnung hier bei pegeldeutschland.de Wetterportal wetter.info mit Niederschlagsradar Amtliche Sturmflutwarnungen bei BSH |
Wetter: Kachelmannwetter.com
Wettervideos und Blogs: Kachelmann Wetterkanal |
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