Wetterlagen die zu Niedrigwasser oder Eisgang führen

Letzte Aktualisierung: Montag, 10. Oktober 2016 - 19:27 Uhr MESZ


Niedrigwasser durch die so genannte Blocking-Wetterlage

Nun möchte ich auf das Gegenteil der Wetterlagen, welche zu Hochwasser führen zu sprechen kommen, nämlich der  so genannten "Blocking-Wetterlage", oder auch "Omegawetterlage" die zu Niedrigwasser unserer Bäche, Flüsse und Ströme, aber auch zu Trinkwasserknappheit und einer Dürreperiode führen kann.

 

In der Regel liegt Deutschland im Bereich der "gemäßigten Zone" in einer mal mehr, mal weniger stark ausgeprägten Westwindzone. Mit ihr werden von den Weiten des atlantischen Ozeans maritime Luftmassen zu uns gelenkt. Diese sorgen dann im Sommer für nicht allzu heißes Klima und immer wieder zu einer wechselhaften Witterung. Im Winter ist die Witterung dann eher mild, denn durch den Golfstrom ist das Meerwasser relativ warm.. Ableger des Azorenhochs und Ausläufer des Islandtiefs sorgen dann  abwechselnd für sonnige Phasen und regnerische Phasen. Eben gemäßigtes Klima, im Gegensatz zur meist sehr heißen Mittelmeerregion, wo die Westwindzone im Sommer meist gar nicht und im Winter nur zwischenzeitlich hin ausgreifen kann. Zustande kommt die Westwindzone durch das aufeinandertreffen von kalter Luft aus polaren Breiten und warmer Luft aus subtropischen bis tropischen Breiten. Dadurch erzeugte Tiefdruckgebiete beeinflussen dann immer wieder unser Wetter.

 

 

Bei der Omegawetterlage werden die Luftströmungen durch die Anordnung von Hoch- und Tiefdruckgebieten, ähnlich des griechischen Buchstabens Omega, gelenkt. Liegt diese Omegawetterlage genau über Mitteleuropa dann kann es im Sommer lang anhaltende Hitze- und Trockenperioden geben und im Winter lange sowie intensive Frostperioden. Regenbringende Tiefdruckgebiete werden dann vom Atlantik kommend in weitem Bogen um Deutschland herum gelenkt. Diese Wetterlagen sind eine typische Wettererscheinung und treten quasi irgendwo auf der Welt tagtäglich auf. Es kommt eben nur darauf an, ob wir in dem Einflussbereich einer solchen Wetterlage unterstehen. 

 

In den vergangenen Jahren ist jedoch eine Häufung von Blocking bzw. Vb-Wetterlagen aufgetreten. Dies wird sehr wahrscheinlich an der Klimaerwärmung liegen. Da weniger Kaltluft bereit steht und es quasi überall immer wärmer wird, sind die Temperaturgegensätze nicht mehr groß genug, um eine stabile Westwindströmung über einen längeren Zeitraum aufrecht zu erhalten. Folglich "torkeln" die schwächer werdenden Tiefdrucksysteme vom Atlantik heran, haben also weniger Schwung und Einflussvermögen. Sie bleiben dann gerne an Ort und Stelle liegen und hauchen langsam ihr Leben aus. Daher ist unter anderem die Vorhersagbarkeit des Wetters schwieriger als noch vor 15 oder 20 Jahren. Torkelnde Wettersysteme sind schwer in ihrer Zugbahn vorherzusagen. In einer gesunden Westwindwetterlage dagegen, kann man die Ankunft von Hoch- und Tiefdruckgebieten bzw. wolkenlosen Gebieten und Regengebieten viel besser vorhersagen. Doch zurück zur Anomalie die zu Niedrigwasser und Trockenheit oder zu Eiswintern führt.

 

Omegawetterlage

 

 

Diese Wetterlage kann sehr langlebig sein und mehrere Wochen am Stück, manchmal auch mit nur kurzen Unterbrechungen, andauern.

Hier baut sich dann eine umfangreiche und kräftige Hochdruckzone über Skandinavien und Osteuropa auf, sie blockiert dann die bei uns übliche Westwindströmung. Quasi wie ein Brückenpfeiler die Strömung in einem Fluss teilt, teilt diese Hochdruckzone die Westwindströmung in zwei Bahnen auf. Der größere und stärkere Zweig biegt vor England in Richtung Norden nach Island und zum Nordmeer hin ein. Der zumeist kleinere und schwäche Zweig der Westwindströmung verliert sich entweder in Richtung Spanien, manchmal aber setzt sich auch eine Westströmung im Mittelmeerraum bis nach Griechenland und die Türkei durch, um sich dann hinter dem Skandinavienhoch über dem Nordkapp oder über dem Nordwesten Russlands wieder mit dem nördlichem Zweig der Westwindströmung zu vereinigen. Die Regengebiete werden also von Deutschland abgeblockt und herum gelenkt und können uns nicht erreichen. 

 

 

Bei dieser Wetterlage ist die Luftströmung im Sommer sehr warm bis heiß und sehr trocken, denn es wird aus Russland Festlandsluft oder auch kontinentale Luft zu uns geführt. Sie zeichnet sich nicht selten durch kräftige und sehr trockene östliche Winde aus, wobei die Kombination mit starker Sonneneinstrahlung zu hohen Verdunstungsraten führt. Dabei wird der Vegetation und den Böden viel Wasser entzogen. Auch tiefwurzelnde Bäume saugen dann große Mengen Wasser aus dem Untergrund, der Grundwasserspiegel sinkt und die Wasserstände an den Bächen, Flüssen, Strömen, Seen und Talsperren sinken nachhaltig rasch ab. 

Diese Wetterlage führte im Sommer 2003 zu dem Rekordsommer mit extremer Waldbrandgefahr und neuen Niedrigwasserrekorden an zahlreichen Pegelmessstellen.  Diese Wetterlage kann südlich der Alpen zu schweren Überschwemmungen führen. Manchmal bildet sich daraus auch eine so genannte Vb-Wetterlage. Dann liegt das Skandinavienhoch noch weiter westlich im Raum England - Norwegen. Tiefdruckgebiete die über Spanien ins zentrale Mittelmeergebiet ziehen, saugen sich mit sehr feuchter Mittelmeerluft voll und werden über Oberitalien und Österreich über Tschechien nach Polen gelenkt. Dadurch entstand unter anderem die Oderflut 1997, die letzten Elbefluten sowie die Donauflut im Juni 2013. Wir sehen, es ist entscheidend, wie die Hoch- und Tiefdruckgebiete angeordnet sind.

 

Hochdruckallianz zwischen Azorenhoch und Skandinavienhoch

 

 

Manchmal vereinigt sich auch das Azorenhoch über eine Hochdruckbrücke mit dem Skandinavienhoch, dann findet der südliche Zweig der Westwindströmung nicht statt und die Westströmung biegt als ganzes über dem Atlantik in Richtung Island und Nordmeer ab (das Hoch über Frankreich in dieser Skizze soll diese Version andeuten). Im Winter kann die skizzierte Großwetterlage auch zu langen Kältewellen führen, wobei die Schifffahrt dann durch Eisgang beeinträchtigt werden kann.

 

Eine Auflistung von Rekordpegelständen sehen Sie unter der Rubrik Pegelrekorde hier bei pegeldeutschland.de

 

Die Saat geht nicht auf, Wiesen und Büsche verdorren, junge Bäume zeigen schnell gelbe Blätter oder gehen ein. Auch große Bäume können dann früh im Sommer gelbes Lauf abwerfen, weil sie im Trockenstress sind.

 

 

Beginnende Trockenheit

Freie ungenutzte Wiesen sind verbrannt, Rinnsale versiegt, Büsche und Sträucher aber noch grün.

 

 

zunehmende Trockenheit

Wiesen und Gras braun, Sträucher zeigen erste Welkeerscheinungen und gelbe Blätter, Birken (benötigen besonders viel Wasser) bringen gelbe Blätter und werfen diese ab. Trockenheit dringt bereits tiefer in die Böden ein.

 

 

 

vertrocknete Felder, steinharter ausgedorrter Boden

Totalausfall für die Landwirtschaft. Produkte werden für den Endverbraucher spürbar teurer

 

 

Eislage durch längere Kälteperioden

 

In seltenen Fällen kann sich über Skandinavien ein starkes Kältehoch etablieren. Manchmal kann es mehr nach Grönland, manchmal bis nach Sibirien gerichtet sein. Im Zusammenspiel mit einer kräftigen Tiefdruckzone über Südeuropa bildet sich dann eine markante eisige Ostwindwetterlage aus. Mit ihr wird aus den Tiefen Russlands, eventuell auch aus dem Uralgebiet, eisige und oft auch sehr trockene Festlandsluft nach Deutschland und Mitteleuropa geführt. 

Tageshöchsttemperaturen unter -10 Grad sind dann möglich. Nachts, bei sternenklarem Himmel kühlt sich die Luft nicht selten auf -15 bis -20 Grad und darunter ab. Besonders dann, wenn sind eine frisch gefallene Schneedecke eingestellt hat sind auch Tiefstwerte um -25 Grad und darunter anzutreffen. In windgestützten Tälern der Berge sind dann auch -30 Grad drin. 

Diese Wetterlagen können mehrere Tage und Wochen anhalten und dann für starke Eisbildung an Schleusen, Wehren, in Kanälen, Häfen und in den Flüssen sorgen. In den vergangenen Jahren kam es immer wieder zu Behinderungen der Schifffahrt durch Eisgang oder Vereisung. Vor allem im Osten Deutschlands wo Flüsse und Kanäle nicht so viel Gefälle aufweisen und nur wenig Fließgeschwindigkeit die Eisbildung fördert. Dort sind die Luftmassen meist kälter und hartnäckiger, als im Westen Deutschlands, wo der milde Atlantik mit dem Golfstrom nahe ist.

Eis auf Gewässern kann die Schifffahrt massiv behindern, ja sie kann wochenlang unterbrochen sein, weil das Eis zu dick oder Schleusen und Wehre zugefroren sind. Dann entstehen den Partikulieren große Unkosten, denn durch die Liegezeit wird kein Geld verdient, doch die Unkosten laufen halt weiter. Auch die Wirtschaft wird dann teilweise eingeschränkt, weil Waren, Güter und Rohstoffe nicht mehr von A nach B transportiert werden können. Wärmekraftwerke können in Zugzwang geraten, wenn keine Kohle mehr nachgeliefert wird. Und der Energieverbrauch ist in eisiger Witterung um ein vielfaches höher.

Ein selten gewordenes Ereignis: Eisgang auf der Mosel bei Trier an der Römerbrücke 1986. Teile des Uferbereiches sind bereits bis zur Schifffahrtsrinne an den Brückenpfeilern komplett zugefroren. Im unteren Bereich der Mosel war der Fluss komplett zugefroren oder durch Eisstau blockiert. Vor allem an der Oder sind bei massivem Eisgang Überschwemmungen möglich, wenn sich immer mehr Eisschollen untereinander schieben und zu einer massiven Barriere werden. Dann steigt die Oder langsam aber stetig an und es kann zu Überschwemmungen kommen. Hier helfen dann nur noch Sprengungen um die Eismassen aufzulockern und das Wasser wieder beweglich werden zu lassen.

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